Panorama

Familiendrama in Königs Wusterhausen: Fünffach Mörder radikalisierte sich in Querdenkerszene

Nach dem Familiendrama von Königs Wusterhausen, bei dem ein Familienvater seine Frau, seine drei Kinder und sich selbst umbrachte, ist die Bestürzung groß. Bild: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Patrick Pleul

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Mehrere Tage nach der Entdeckung von fünf Toten in einem Haus in Brandenburg sind weitere Details zum möglichen Motiv des tatverdächtigen Familienvaters bekannt geworden.

Familiendrama in Brandenburg: Ehepaar und drei Kinder tot in Wohnhaus entdeckt

Angeblich soll sich der Mann in der Querdenkerszene radikalisiert haben, wie "Bild" berichtet. Laut dem Beobachtungszentrum CeMAS war der Familienvater in Chat-Gruppen verschiedener radikaler Impfgegener aktiv, wie in dem von Bodo Schiffmann (53). Darin schrieb er unter anderem, dass er bereit sei seine Familie zu beschützen. "Ich bin bereit, mich mit allem was ich aufzubieten habe zu wehren (...)", zitiert ihn das "Redaktions-Netzwerk Deutschland" und die "Märkische Allgemeine", unter Berufung auf einen Chatverlauf.

Familienvater radikalisierte sich in Querdenkerszene vor Erweitertem Suizid

Der Arbeitgeber von dessen Ehefrau wollte einem angeblich gefälschten Impfzertifikat der 40-Jährigen nachgehen. Aus dem vorgelegten Dokument ergaben sich Nachfragen, zu denen die Mitarbeiterin der Technischen Hochschule Wildau schriftlich um Stellungnahme gebeten wurde, wie das Wissenschaftsministerium Brandenburg am Mittwoch auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Zunächst hatte die "Bild"-Zeitung berichtet.

"Die TH Wildau hat nach Einschätzung des MWFK alles richtig gemacht", hieß es vom Ministerium. "Nach dem aktuellen Infektionsschutzgesetz des Bundes gilt seit dem 24. November 2021 eine 3G-Regelung am Arbeitsplatz. Die Einhaltung dieser Regelung müssen die Arbeitgeber sicherstellen. Das hat die TH Wildau in diesem Fall getan." Einen Tag danach, am 25. November meldete er sich bei derbei der Telegram-Gruppe "Freiheitsboten Königs Wusterhausen" an. Sie wird vom Verschwörungstheoretiker Andreas H. geleitet. Mitglieder sind unter anderem Ex-AfD-Chef und Neonazi Andreas Kalbitz und AfD-Politiker Dennis Hohloch.

Impfnachweis von Ehefrau gefälscht - Familienvater tötete Gattin, drei Kinder und sich selbst

Nach einem Abschiedsbrief des Familienvaters - der laut Ermittlern als verantwortlich für die Tat gilt und danach Suizid beging - habe er das Impf-Zertifikat seiner Frau fälschen lassen. In dem Brief hatte der Mann angegeben, dass er Angst vor einer Verhaftung habe - und davor, dass man ihm die Kinder wegnehme.

Die Polizei hatte die fünf Toten am 4. Dezember in einem Einfamilienhaus im brandenburgischen Königs Wusterhausen südöstlich von Berlin gefunden. Zeugen hatten leblose Körper in dem Haus gesehen und die Polizei alarmiert. Nach dem Ergebnis der Obduktion sollen die Leichen vermutlich bereits seit der Nacht zum Donnerstag dort gelegen haben, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte.

Kinder und Ehefrau vor Suizid erschossen: Familienvater besaß keinen Waffenschein

Nach bisherigen Ermittlungen soll der Vater erst die drei Kinder im Alter von vier, acht und zehn Jahren sowie seine Frau und anschließend sich selbst mit einer Schusswaffe getötet haben. Die Leichen wiesen laut Fahndern Schussverletzungen auf. Der Staatsanwaltschaft zufolge war der 40-Jährige nicht im Besitz eines Waffenscheins. Demnach konnte er sich die Waffe nur illegal besorgt haben.

Die Gesetzgebung zum Anfertigen oder Vorlegen eines gefälschten Impfnachweises ist erst vor zwei Wochen verschärft worden. Seitdem ist der "Gebrauch unrichtiger Gesundheitszeugnisse" allgemein strafbar. Der entsprechende Paragraf des Strafgesetzbuchs sieht dafür eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr vor.

"Vorstellungen waren völlig verquer": Staatsanwalt äußert sich zu Motiven des erweiterten Suizids

Aber hätten der Familie tatsächlich die vom Vater befürchteten Konsequenzen gedroht? "Die Vorstellungen des Mannes waren völlig verquer", sagte Oberstaatsanwalt Gernot Bantleon der dpa. Der 40-Jährige war weder polizeilich bekannt, noch war die Familie beim Jugendamt aufgefallen. "Eine Haftstrafe bei einem Ersttäter, das ist völlig undenkbar. Ebenso die Wegnahme der Kinder." Es komme in dem Brief zum Ausdruck, dass der Mann vermutlich eher psychische Probleme gehabt haben müsse, da seine Vorstellungen mit den Tatsachen nichts mehr zu tun hätten, so Bantleon.

Die Hochschule habe "mit großer Bestürzung und Fassungslosigkeit" vom Tod ihrer Mitarbeiterin, der Mutter der Familie aus Königs Wusterhausen, erfahren. "Die Hochschule verliert mit ihr eine langjährige, sehr geschätzte Mitarbeiterin und Kollegin. Unser Mitgefühl gilt in dieser schweren Situation den Hinterbliebenen."

Mit Blick auf die laufenden Ermittlungen und "aus Respekt vor der Privatsphäre der Opfer" wollte sich die Hochschule nicht weiter zu dem Fall äußern. Von Seiten der Stadt Königs Wusterhausen ist ein Gedenken geplant. Weitere Details will die Stadt am 9. Dezember mitteilen.

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/news.de/dpa

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