Tödlicher Unfall auf dem Gardasee: Prozess wegen fahrlässiger Tötung gestartet - Angeklagter bittet Hinterbliebene um Verzeihung
Erstellt von Claudia Löwe
10.11.2021 12.31
Es war die Nacht auf den 19. Juni 2021, als auf dem Gardasee das Leben eines jungen Paares ausgelöscht wurde. Die 25-jährige Greta Nedrotti und ihr 37-jähriger Freund Umberto Garzarella waren mit einem kleinen Holzboot unterwegs, als sich zwei Deutsche in einem Luxus-Motorboot mit überhöhter Geschwindigkeit näherten und das kleine Boot erfassten. Das Pärchen wurde bei dem Horror-Unfall getötet.Die beiden Männer aus München fuhren demnach weiter und gaben später an, den Unfall nicht bemerkt zu haben. Nun wird ihnen in Brescia der Prozess gemacht.
Prozess nach tödlichem Motorboot-Unfall auf dem Gardasee - zwei Deutsche angeklagt
Zur Eröffnung der Gerichtsverhandlung kam es am Mittwoch (10.11.2021) zu einer emotionalen Begegnung eines der angeklagten Deutschen mit den Hinterbliebenen. Der Deutsche, der das Boot gelenkt haben soll, steht in Italien unter Hausarrest und war beim ersten Verhandlungstag im Gerichtssaal dabei. Der Münchner Unternehmer ging nach einer kurzen Eröffnungssitzung im Gerichtssaal von Brescia zu den Eltern von Greta Nedrotti und bat um Entschuldigung. "Es tut mir von Herzen leid", sagte er leise auf Italienisch.
Bei den vielen Angehörigen und Freunden der beiden getöteten Italiener überwog im Gerichtssaal die Empörung darüber, dass es fast fünf Monate dauerte, bis sich der Deutsche persönlich bei ihnen meldete. Dem Münchner Unternehmer droht eine Haftstrafe von fünf Jahren wegen fahrlässiger Tötung. Sein ebenfalls angeklagter Freund, dem Berichten zufolge das Luxus-Boot gehörte, war nicht persönlich in Brescia.
Hinterbliebene von Greta Nedrotti und Umberto Garzarella untröstlich nach tödlichem Motorboot-Unfall
"Wir haben nichts mehr", sagte Nadia Nedrotti, die Mutter von Greta, zum mutmaßlichen Lenker des Motorbootes. Greta war ihre einzige Tochter. Der Vater von Umberto warf dem Touristen, der in Italien in Hausarrest sitzt, in seiner Antwort vor allem Gleichgültigkeit vor, weil er mit seinem Kumpel kurz nach dem Unfall und ersten Polizeibefragungen zurück nach Deutschland gefahren war. "Man kann Fehler machen. Aber dann einfach abzuhauen...", schimpfte Enzo Garzarella. "Hier geht es um Demut."
Die Frau des Münchners, der in dem Moment daneben die Tränen kamen, sagte leise, dass die Anwälte ihnen abgeraten hätten, Kontakt zu den Familien der Opfer aufzunehmen. "Wir wollten am ersten Tag kommen, aber wir durften es nicht", sagte der Angeklagte.
Neun Prozesstage zum Motorboot-Unfall vom Gardasee anberaumt - Zeugenbefragung am 16. Dezember
In dem Prozess gegen zwei Münchner nach dem Motorboot-Unfall vom Gardasee mit zwei Toten sind vorerst neun Verhandlungstage bis März anberaumt. Das verkündete der Richter bei der ersten Anhörung am 10. November in Brescia. Er deutete aber zugleich an, dass möglicherweise nicht alle Termine nötig sein werden. Er vertagte die Sitzung auf den 16. Dezember. Dann sollen Zeugen gehört werden.
In der ersten Sitzung wurden vor allem technische Details wie die Terminierung der Verhandlungstage geklärt. Außerdem zogen sich die Familien der Hinterbliebenen als Nebenkläger zurück. Sie hatten sich zuletzt mit einer Versicherung der Deutschen auf die Zahlung einer Entschädigungssumme geeinigt. Dagegen wollen der Ort Salò am Gardasee, wo sich der tödliche Unfall ereignet hatte, und der Gemeindeverband Garda als Nebenkläger in den Prozess einsteigen. Die Details dazu sollen bei der nächsten Verhandlung geklärt werden.
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loc/news.de/dpa