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Extreme Preiserhöhung: Kosten-Explosion für deutsche Haushalte! So viel müssen Sie in diesem Winter draufzahlen

Deutschen Verbrauchern droht eine Kostenexplosion im kommenden Winter. Bild: AdobeStock / Hans-Jörg Nisch

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Kosten-Explosion für deutsche Verbraucher:innen: Die Preise für Gas, Öl und Strom erreichen Rekord-Höhen. Und das kurz vorm Winter! Es wird befürchtet, dass viele Haushalte die Rechnungen nicht zahlen können. Einige EU-Staaten greifen nun ein, um Verbraucher:innen vor hohen Strom- und Heizkosten zu schützen.

Kosten-Explosion für Verbraucher:innen! Preise für Heizen, Strom und Öl auf Rekord-Höhe

Seit Anfang des Jahres steigen internationale Energiepreise rasant. Laut Simone Tagliapietra von der Denkfabrik Bruegel liegt das vor allem am Gaspreis. Der Großhandelspreis von Erdgas ist zwischen Januar und Oktober um rund 440 Prozent gestiegen. Gas wird genutzt zum Heizen, aber auch zur Stromerzeugung - der fossile Brennstoff hat also auch Einfluss darauf, wie viel Strom kostet. In Deutschland ist Strom an der Börse seit Januar rund 140 Prozent teurer geworden, in Italien 340 Prozent und in Spanien sogar 425 Prozent. Rund drei Viertel des Strompreises werden hierzulande nicht durch die Energiekosten sondern Steuern, Umlagen und Netzentgelte bestimmt.

So viel müssen Haushalte mehr zahlen

Der Preisanstieg macht sich in mehreren Bereichen bemerkbar. An den Tankstellen müssen Autofahrer:innen derzeit tief in die Tasche greifen. Ein Liter Superbenzin kostet 1,57 Euro. Für Haushalte bedeutet das im Schnitt eine Mehrbelastung von je 26,5 Prozent mehr. Und auch beim Heizen schnellen die Preise in die Höhe. Je Haushalt müsse mit einer Mehrbelastung von ungefähr 179 Euro pro Jahr gerechnet werden. Beim Strom seien es nun 69 Euro mehr pro Jahr.

In Summe kommen auf einen Durchschnittshaushalt ungefähr 652 Euro Mehrkosten für Heizung, Strom und Sprit zu. Während Verbraucher:innen 2020 insgesamt noch 3.411 Euro zahlen mussten, seien es in diesem Jahr schon 4.063 Euro.

Warum sind die Preise für Gas, Öl und Strom so hoch?

Es gibt verschiedene Faktoren, die für die Preis-Explosion verantwortlich sind. Zunächst ist die Nachfrage nach Energie während der Erholung von der Corona-Pandemie weltweit gestiegen, da die Wirtschaft wieder mehr produziert. Gleichzeitig ist das Angebot an Energie gesunken - etwa durch Dürren in Brasilien, wo viel Strom aus Wasserkraft produziert wird. Dann war der Winter vielerorts besonders hart, wodurch Reserven geschmälert wurden. Thilo Schäfer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) weist darauf hin, dass im Sommer weniger erneuerbare Energie produziert wurde.

Darüber hinaus wird vermutet, dass große Firmen die Entwicklungen am Markt ausnutzen. Georg Zachmann von Bruegel sagt, der russische Gasproduzent Gazprom habe zwar seine Lieferverträge mit Europa erfüllt, jedoch die Nachfrage darüber hinaus trotz der attraktiven Preise nicht bedient. Damit könnte Gazprom darauf abzielen, die Preise hochzutreiben - oder Druck auszuüben, damit die umstrittene Ostseepipeline Nord Stream 2 schneller in Betrieb genommen werde.

Kritiker machen dafür auch Klimaschutzmaßnahmen verantwortlich. Der Preis von Kohlenstoffdioxid (CO2) im Handel mit Emissionsrechten ist gestiegen, was die Energieerzeugung aus Kohle unattraktiver macht, aber auch Strom teurer machen kann, wenn es keine Alternativen gibt. Im Emissionshandelssystem der EU müssen etwa Stromanbieter für den Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 zahlen. Kritiker fürchten, dass eine Ausweitung des Systems Verbraucher zusätzlich belastet. Der Handel mit Emissionsrechten ist laut Tagliapietra nur für ein Fünftel des Preisanstiegs verantwortlich. Das EU-System habe zudem dafür gesorgt, dass Kohle bei den hohen Gaspreisen keine Alternative wird - und so höhere Emissionen verhindert. Aus Sicht von Zachmann kann die Alternative nur Energieeffizienz und sauberer Strom sein.

Steuersenkung, Gutschriften und Co.! So reagieren die EU-Staaten auf die höheren Kosten für Heizung und Co.

Einige EU-Länder haben Maßnahmen eingeleitet, um Verbraucher zu schützen. Frankreich hat eine Tarifbremse für Strom und Gas angekündigt und will ärmeren Haushalten je 100 Euro zahlen. Italien will 3 Milliarden Euro ausgeben, um Haushalten einen Teil ihrer Strom- und Gasrechnungen zu erlassen, etwa durch Steuersenkungen.

Es werden jedoch auch Rufe nach Maßnahmen auf EU-Ebene laut. "Das ist kein Thema, das wir auf nationaler Ebene angehen können. Wir glauben, dass wir eine europäische koordinierte Antwort brauchen", sagte die spanische Wirtschaftsministerin Nadia Calvino vor dem Eurogruppen-Treffen. Spanien habe unter anderem vorgeschlagen, eine europäische strategische Energiereserve zu kreieren. Auch der französische Finanzminister Bruno Le Maire verlangte ein stärkeres Eingreifen in den Energiemarkt. "Es ist notwendig, die Situation des Energiemarktes anzugehen, denn er ist nicht für das gemacht, was wir erreichen wollen, und das ist der Kampf gegen den Klimawandel", sagte Le Maire. Luxemburg macht derweil Spekulation am Gasmarkt für den Preisanstieg mitverantwortlich und schlug eine Überarbeitung der EU-Richtlinie vor. "Wir müssen das extrem spekulative Verhalten einiger Händler unterbinden", sagte Luxemburgs Energieminister Claude Turme. Polen macht unter anderem den EU-Emissionshandel für den Preisanstieg verantwortlich und fordert ein Umdenken bei der Struktur des Systems.

Die Politik in Deutschland will Industrie und Verbraucher zwar vor steigenden Kosten bewahren, aber im Zuge der Klimarettung drohen dennoch höhere Kosten. Experten der IW fordern die Streichung der EEG-Zulage für erneuerbare Energien, um zumindest die Kosten bei den Strompreisen zu senken. Eine vierköpfige Familie könnte dadurch mehr als 300 Euro sparen.

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