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Enkelkinderbriefe zur Wahl: Emotionale Erpressung der Großeltern? Ärger über Klima-Briefe von Enkeln

Fast 9.000 Enkel haben bereits Briefe an ihre Großeltern versandt, in denen sie diese bitten, eine klimafreundliche Partei, also nicht CDU/CSU zu wählen. Bild: (Symbolbild) JenkoAtaman/AdobeStock

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Überflutungen, Dürren, Waldbrände - der Klimanotstand hat längst auch Deutschland erreicht und gefährdet Wohlstand, Gesundheit und Zukunft der Bürgerinnen und Bürger. Große Teile der jüngeren Generationen haben längst verstanden, dass sich in Sachen Klimapolitik viel verändern muss, wenn wir die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius halten wollen. Unter einer Regierung der Union ist das kaum möglich. Junge Menschen in ganz Deutschland wenden sich derzeit in emotionalen Briefen an ihre Großeltern, um sie zu bitten, bei der Bundestagswahl am 26. September 2021 nicht die CDU/CSU zu wählen.

Enkelkinderbriefe zur Wahl an Oma und Opa

"Kinder sollen Oma und Opa manipulieren, damit sie Grüne wählen", titelt die "Bild"-Zeitung am Donnerstag empört und spricht vom "Enkel-Trick der Klima-Aktivisten". Ganz schön dramatisch, oder? Beim eigentlichen "Enkel-Trick" geben sich Betrüger:innen am Telefon als Enkel alter Menschen aus, um ihnen ihr Angespartes abzuluchsen. Doch handelt es sich bei den Briefen der jungen Menschen an ihre Großeltern tatsächlich um Betrug und Manipulation?

Mit Briefen Großeltern für Klimaschutz gewinnen

Auf der Webseite "Enkelkinderbriefe" werben junge Menschen, darunter "Friday for Future"-Aktivist:innen dafür, dass Enkelkinder ihren Großeltern Briefe zu ihrer Wahlentscheidung schreiben. Unter dem Slogan "Oma, Opa, wir müssen reden" finden Jugendliche und junge Erwachsene einen Brief-Generator, der ihnen Textbausteine für ihren Brief vorschlägt. "Liebe Oma, ich schreibe dir heute diesen Brief, weil ich mir Sorgen um die Zukunft mache", lautet etwa eine der Begrüßungszeilen.

Individuelle Textbausteine zu Sorgen der jungen Menschen

Die Webseite bittet die User:innen, ihre persönlichen Ängste anzukreuzen. Auf dieser Basis wird der Brief weiterformuliert. Die jungen Menschen können auswählen, ob ihre Zukunft in Deutschland,Waldsterben und Wassermangel, Hitzesommer,Extremwetter, (neue) Pandemien und das Klima, Klima weltweit und Artenschutz zu ihren Sorgen gehören.

Je nachdem, welche Sorge die Teilnehmer:innen angekreuzt haben, erhalten sie Texbausteine, die sich darauf beziehen. So schlägt der Briefegenerator etwa folgenden Textbaustein für die Hauptsorge "Pandemien und das Klima" vor: "Ich habe gelernt, dass der Klimawandel auch für Corona mit verantwortlich ist. Forscher:innen haben herausgefunden, dass durch die Zerstörung der Umwelt und den Anstieg der Temperaturen in Zukunft noch mehr Pandemien entstehen können."

Bedeutung von Klimaschutz soll älteren Menschen vor Augen geführt werden

Wer "Waldsterben und Wassermängel" als Sorge angegeben hat, erhält unter anderem folgenden Vorschlag: "Ich habe gelesen, dass es den Wäldern in Deutschland sehr schlecht geht und sie zu wenig Wasser haben, um gesund zu wachsen und sich gegen Schädlinge zu wehren." Zur Sorge "Extremwetter" schlägt der Generator vor: "Die Forschung sagt, dass extreme Wetterphänomene in Zukunft noch schlimmer werden, wenn wir nicht das Klima effektiv schützen. Auch bei uns zu Hause gibt es schon Probleme mit Hitze."

"Bild" spricht von emotionaler Erpressung der Großeltern

TV-Promis wie Joko Winterscheidt (42) und Annette Frier (47) und Politiker wie Renate Künast (65) und Michael Kellner (44) unterstützen die Aktion, die die ältere Generation dazu bewegen soll, eine klimafreundlichere Partei als CDU/CSU und Co. zu wählen. Die Enkelkinderbriefe sollen die Stammwählerschaft der Union ansprechen - die Partei ist bei älteren Herrschaften besonders beliebt. Statt Union und FDP sollen die Großeltern dazu animiert werden die Linke, die Grünen oder die SPD zu wählen.

Bereits 8.915 Briefe an Großeltern verschickt

Die "Bild"-Zeitung spricht von emotionaler Erpressung der Großeltern, etwa bei folgendem Textbaustein: "Ich würde gerne weiter in Deutschland und bei euch in der Nähe wohnen bleiben. Aber ich habe Angst, dass das nicht so leicht wird." Wir dürfen gespannt sein, ob einige junge Menschen ihre Großeltern überzeugen können. Laut der Website wurden bislang 8.915 Briefe versandt (Stand 16. September 2021).

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sig/news.de

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