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Coronavirus-News: Schulschließungen, Ausgangssperren und Co. - Welche Maßnahmen blühen uns noch?

Bundeskanzlerin Angela Merkel, Markus Söder und Michael Müller (l, SPD) bei einer Pressekonferenz im Kanzleramt nach einem Treffen mit den Ministerpräsidenten der Länder Bild: Fabrizio Bensch/Reuters Pool/dpa

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Am 16. November wird Bundeskanzlerin Angela Merkel erneut mit den Ministerpräsidenten der Länder über die Corona-Lage im Land beraten. Während einige eine Aufhebung des Teil-Lockdowns fordern, zeichnen Experten ein düsteres Bild. Demnach könnten die aktuellen Maßnahmen des Teil-Lockdowns bei Weitem nicht ausreichen - schärfere Corona-Regeln seien erforderlich. Ein Blick in unsere Nachbarländer zeigt auf, welche weiteren Maßnahmen uns in Deutschland blühen könnte.

Coronavirus-News: Sind Schulschließungen in Deutschland möglich?

Die oberste Priorität der Politik sind neben der Wirtschaft auch die Schulen. Nicht nur soll durch offene Schulen die Bildung der Kinder sichergestellt werden, sondern zugleich auch ermöglicht werden, dass Eltern weiterhin ihrer Arbeit nachgehen können. Doch in Schulen häufen sich Coronafälle, denn auch Kinder können sich mit Sars-CoV-2 infizieren, leiden glücklicherweise jedoch nur selten unter schweren Symptomen.

Dass Kinder von ihrer Corona-Infektion oftmals nichts merken, ist zwar erfreulich, doch gleichermaßen auch tückisch, denn so können sie den Erreger unbemerkt weiterverbreiten - an ihre Eltern, Großeltern, Lehrer. Kein Wunder, dass die Schulen in zahlreichen europäischen Ländern Corona-bedingt geschlossen haben, so zum Beispiel in Tschechien, Nordirland und Polen (ab der 3. Klasse).

Schulschließung in Deutschland mit Maskenpflicht und Hybridunterricht umgehen

Für Deutschland kommen Schulschließungen vermutlich aber erst als allerletzten Ausweg infrage. Stattdessen wir hier auf AHA+L gesetzt. Am 10. November 2020 plädierte Bildungsministerin Karliczek für ein bundesweites Maskengebot an Schulen, mit der sich die Verbreitung des Virus dort eindämmen lassen könne, wo Abstandsregeln nicht eingehalten werden können. Gesundheitsexperte Karl Lauterbach rät seit Monaten zur Anschaffung von Luftfiltersystemen für Klassenräume, mit denen sich Virenpartikel in Form von Aerosolen aus der Luft reinigen lassen können. Auch ein Hybridunterricht mit geteilten Klassen kann das Infektionsrisiko erheblich minimieren, und einer Schließung von Schulen vorbeugen.

Kita-Schließungen in Deutschland eher unwahrscheinlich

Noch unwahrscheinlicher als Schulschließungen sind vermutlich die Schließungen der Kitas. Mehrere Studien, darunter die "Corona-Kita-Studie" wiesen darauf hin, dass kleine Kinder unter fünf Jahren sich seltener mit dem Coronavirus anstecken als ältere Kinder und Erwachsene. Doch auch Kita-Kinder seien nicht wie durch Zauberhand vor einer Ansteckung geschützt. So berichtet "tagesschau", dass bis Ende September 79 Corona-Ausbrüche in Kindergärten und Kitas übermittelt worden. Insgesamt seien 381 Infektionen registriert worden, von denen etwa ein Viertel der Kinder jünger als fünf Jahre war. Zudem ist zu beachten, dass die Studie zu einer Zeit durchgeführt wurde, als die Zahl der Neuinfektionen insgesamt niedriger war, sodass die Kinder weniger "Möglichkeiten" hatten, sich zu infizieren.

Nächtliche Ausgangssperren als Corona-Maßnahmen in Deutschland eher unwahrscheinlich

In Italien, Griechenland, Slowenien und Teilen Spaniens u. a. wurden zur Eindämmung der Pandemie nächtliche Ausgangsperren verhängt. In der Zeit zwischen 21.00/22.00 Uhr abends bis 5.00/6.00 Uhr morgens ist es Bürgern nur unter bestimmten Bedingungen (z. B. Gang zur Arbeit) gestattet, das Haus zu verlassen. Dass uns auch in Deutschland Ausgangssperren drohen, ist vermutlich eher unwahrscheinlich. Bereits beim ersten "Lockdown" im März war es in Deutschland gestattet, das Haus zu verlassen. Tatsächlich hält sich ein Großteil der Bevölkerung (zuletzt 84,9 Prozent) an die Corona-Regeln. Viele der Bürger schränkten sich in Anbetracht des hohen Infektionsgeschehens schon von allein ein, sodass scharfe Maßnahmen wie Ausgangssperren nicht nötig sein dürften. Ein Garant ist dies jedoch nicht.

Coronavirus-News - Schließung "nicht lebensnotwendige" Geschäfte

Andere europäische Länder können von einem milden Teil-Lockdown, wie wir ihn in Deutschland haben, nur träumen. Denn in zahlreichen Ländern mussten nicht nur Fitnessstudios, Bars, Restaurants und Co. schließen, sondern auch jegliche Geschäfte, die "nicht lebensnotwendige" Waren verkaufen. Abgesehen von Supermärkten, Lebensmittelgeschäften, Apotheken und Drogerien mussten unter anderem in Griechenland, England, Belgien die Läden die Schotten dicht machen.

Müssen Geschäfte in Deutschland bald wieder schließen?

Käme das Schließen nicht lebensnotwendiger Geschäfte auch in Deutschland infrage? Da die Poltik das Ziel hat, neben Schulen vor allem die Wirtschaft am Laufen zu halten, ist die Schließung "nicht lebensnotwendiger" Geschäfte in Deutschland ebenfalls eher unwahrscheinlich. Durch Maskenplflicht und Abstandsregeln lässt sich beim Einkaufen das Risiko einer Ansteckung gut eindämmen. Ein Garant dafür, dass die Geschäfte offen bleiben können, ist das jedoch nicht.

Friseurschließungen - Müssen Friseursalons in Deutschland bald schließen?

Während Kosmetik- und Nagelstudios während des November-Lockdowns geschlossen bleiben müssen, dürfen Friseure ihren Kunden weiterhin die Haare schneiden und färben. Davon können Länder wie Belgien und Slowenien nur träumen. Ob auch in Deutschland die Schließung von Friseursalons droht, ist unklar. Da Kunden nur mit Maske bedient werden, lässt sich das Infektionsrisiko niedrig halten. Sollte sich aber ein Superspreader für mehere Stunden Strähnchen machen lassen, ist auch in Friseursalons eine Ansteckung im Bereich des Möglichen. In Münster musste am Mittwoch ein Friseursalon schließen, weil sechs Mitarbeiter sich mit Corona infiziert hatten. Ob sich die Infizierten während der Arbeit oder in der Freizeit angesteckt hätten, werde vom örtlichen Gesundheitsamt noch untersucht.

Corona-News: Verlängerung des Teil-Lockdowns um zwei Wochen in den Dezember möglich

Wenn die Bundeskanzlerin und die Länderchefs jedoch weder Schulen noch Geschäfte und Friseursalons schließen möchten, wo wollen sie dann ansetzen? Denkbar wäre eine Verlängerung des derzeitigen milden Teil-Lockdowns um weitere zwei Wochen in den Dezember hinein, sollte sich die 7-Tages-Inzidenz bis Ende November nicht im Bereich von 30 bzw. 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen bewegen. Mit einer dauerhaft höheren Inzidenz als 30/50 wären die Gesundheitsämter und die Krankenhäuser überlastet. 

Verlängerung bestimmter Beschränkungen nach Teil-Lockdown möglich

Je nachdem, wie erfolgleich sich das Infektionsgeschehen mithilfe des November-Lockdowns reduzieren lässt, werden auch nach dem Teil-Lockdown weiterhin Maßnahmen und Beschränkungen nötig sein. Die Schweizer Virologin Isabella Eckerle verglich den Umgang mit der Pandemie mit einer Ernährungsumstellung. Esse man nach der Diät wieder wie vorher, so trete der Jojo-Effekt ein - man nehme wieder zu. Bei "hart aber fair" riet sie dazu, sich an Ländern zu orientieren, die die Pandemie meistern konnten, wie "Australien, Neuseeland, Uruguay". 

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sig/news.de

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