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Christian Drosten: Streeck, Wodarg, Bhakdi in der Kritik? Drosten sauer über Corona-Falschmeldungen

Christian Drosten ärgert sich über falsche Informationen in der Coronavirus-Pandemie. Bild: picture alliance/Markus Schreiber/dpa

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Am Freitag hat Christian Drosten an einer Pressekonferenz über die steigende Zahl der Covid-19-Patienten in den deutschen Großstädten teilgenommen. Dort hat er sich nicht nur zu schützenden Maßnahmen geäußert, sondern sich auch für eine qualitative Berichterstattung ausgesprochen.

Coronavirus-News aktuell: Christian Drosten gegen Cluster-Bildung

Der Berliner Virologe Christian Drosten hat an die Bevölkerung appelliert im Kampf gegen das Coronavirus mitzuhelfen. Das Effizienteste gegen eine Corona-Ausbreitung sei eine Kombination aus Masken-Tragen und gezielten Maßnahmen gegen Cluster, sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin am Freitag. Cluster sind etwa eine Gruppe vonMenschen bei einer Feier. Die jetzigen Maßnahmen seien schon dafür geeignet. Auch die Gesundheitsämter schauten recht genau darauf, aber die Bevölkerung müsse auch mitmachen. Mit einem Cluster-Kontakttagebuch etwa könne man sehen, wo man sich vor sieben bis zehn Tagen infiziert habe. "Das ist eine sehr wertvolle Information an das Gesundheitsamt."

"Das Virus hat sich nicht verändert", betonte Drosten.Die Infektionssterblichkeit - wie viele der Angesteckten sterben - sei fast eine Konstante und hänge vom Alter der Betroffenen ab. Sie liege in Deutschland bei einem Prozent oder etwas mehr - falls das Virus durch die Bevölkerung durchlaufe. Es sei weniger, wenn man die Älteren schützen könne. Aber das lasse sich nicht so leicht bewerkstelligen.

Christian Drosten: Menschen müssen richtig informiert werden

Entscheidend sei auch das Wissen der Bevölkerung. Es gebe derzeit "viele Irrlichter" in der öffentlichen Information. "Die Informiertheit der Bevölkerung ist aber das Entscheidende in dieser Situation", sagte Drosten. "Die Kooperation, das Verständnis jedes Einzelnen oder jeder Einzelnen, dieses Treffen von richtigen Entscheidungen im Alltag, weil man es verstanden hat, das ist das, was uns retten wird vor einer schwierigen Situation."Er habe in der letzten Zeit viele Diskussionen mitbekommen, die sich um die Frage drehten, "ob diese Erkrankung immer noch so gefährlich ist"

Deshalb plädierte Drosten für eine höhere Qualität bei der Information der Bevölkerung: Forscher sollten sich auf ihre Expertise beschränken und Journalisten sollten Wissenschaftler fragen, wie sie zu ihren Behauptungen kämen. Menschen solltengucken, ob "der Wissenschafler es aus privaten Gründen sagt oder belegt er seine Aussagen mit wissenschaftlichen Quellen", sagt Drosten. Ihm sei es wichtig, dass Wissenschaftler im Printbereich und in Interviews immer ihre Quellen nennen.

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Mediziner Wodarg und Co. sorgen mit kritischen Corona-Thesen für Aufsehen

Innerhalb der Corona-Krise haben Mediziner wieDr. Bodo Schiffmann, Dr. Wolfgang Wodarg, oder Prof. Dr. Sucharit Bhakdi mit ihren kritischen Äußerungen die Schlagzeilen der letzten Monate dominiert. Die Thesen der Ärzte sind zu einer Art Leitfaden für Corona-Skeptiker und Verschwörungstheoretiker geworden. Mit seinem Buch "Corona-Fehlalarm?" landete Dr. Bahdi auf der Bestsellerliste des Buchmarktes.

Christian Drosten wurde mehrmals kritisiert, unter anderem vom Lungenarzt Dr. Wolfgang Wodarg und Kämmerer. Sie bemängelten das sein PCR-Test auch Erkältungsviren erkennt und so das Coronavirus-Testergebnis verfälscht. Bei Twitter nahm er dazu am 26. September Stellung

"Diejenigen, die öffentlich behaupten, unsere SARS-CoV-2 PCR sei nicht gegen menschliche Coronaviren und Erkältungsviren validiert, sollten sich einfach mal die Mühe machen, die Publikation zu lesen. Auch Herr Wodarg und Frau Kämmerer."

Dr. Hendrik Streeck für Corona-Äußerungen kritisiert

Auch Virologe Dr. Hendrik Streeck sorgte mit seinen Äußerungen für Aufsehen. So kritisierte er in der Sendung von Markus Lanz die Corona-Regeln und sagte, dass die Infektionszahlen nicht gerade aussagekräftig seien. "Das liege allerdings in der Natur der Sache des Virus und nicht am Party-Volk in Berlin-Mitte. Weil nur ein kleiner Prozentsatz eine stationäre medizinische Versorgung benötige, seien die Infektionszahlen auch nur bedingt aussagekräftig. Laut Streeck müssten lediglich fünf Prozent aller Infizierten ins Krankenhaus". Obwohl Streeck die Situation entspannt sieht, kommen seine Äußerungen oft nicht wohl überlegt rüber. Ob sich die Wissenschaftler nach Christian Drostens Mahnung jetzt endlich besinnen und ihre Aussagen mit Studien stützen werden? Wir werden es sehen.

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/news.de/dpa

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