Panorama

Natascha Kampusch heute: Entführungsopfer wird zur Mobbing-Zielscheibe

Natascha Kampusch präsentiert ihr Buch "Cyberneider - Diskriminierung im Internet". Bild: Herbert Pfarrhofer / APA / picture alliance / dpa

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Die Österreicherin Natascha Kampuschwird seit ihrerFlucht aus einem Kellerverlies in sozialen Medien und Online-Foren beschimpftund beleidigt. Viele User hätten ihr den Tod gewünscht, sagte die 31-Jährige der Deutschen Presse-Agentur in Wien. "Am meisten getroffen hat es mich immer, wenn gesagt wurde, dass meine Gefangenschaft nur ein Spaziergang gewesen wäre." In ihrem am 09. Oktober 2019 erscheinenden Buch "Cyberneider. Diskriminierung im Internet" will Kampusch ihre Erfahrungen teilen und fordert härtere Strafen für Cyber-Mobber.

Natascha Kampusch im Netz angefeindet und bedroht

Eine international agierende "Internet-Polizei" schwebt Kampusch vor, die bei Vergehen sofort eingreifenund Betroffenen helfen soll. Vor allem Frauen würden im Internet häufig zum Ziel von Mobbern werden. Opfer sollten die Angriffe nicht still ertragen, sondern vielmehr dokumentieren und Behörden einschalten, rät die Wienerin. 

Entführte Natascha Kampusch konnte sich nach 8 Jahren aus einem Kellerverlies befreien

Kampusch war als Zehnjährige auf dem Schulweg entführt und mehr als acht Jahre lang in einem Keller gefangengehalten worden. Im August 2006 gelang der damals 18-Jährigen die Flucht. Stunden später brachte sich der Entführer um.

Dass sie sich nicht als gebrochenes Opfer in der Öffentlichkeit zeige, werde ihr seit ihrer Selbstbefreiung immer wieder vorgeworfen. "Sie sehen mich lächeln und kommen gar nicht auf die Idee, dass ich mich, gerade weil ich so viel Schreckliches durchgemacht habe, so freue, auf der Welt zu sein und meine Freiheit zu genießen", schreibt Kampusch.  

Natascha Kampusch: Trauma-Bewältigung als Autorin

Ihr Drama will sie auch mit ihrer neuen Aufgabe als Autorin bewältigen. Ein weiteres Buch sei ebenfalls angedacht. Das Thema wollte Kampusch aber noch nicht verraten. Zudem arbeite sie mit Organisationen zusammen, die sich für Menschen einsetzen, die Diskriminierung im Netz erfahren. 

"Man hat mich schon habgierig, mediengeil, verlogen oder fresssüchtig geschimpft", schreibt Kampusch in ihrem dritten Buch. Sie habe lange gebraucht, um sich von diesen Worten nicht mehr verletzen zu lassen. Wieso ihr so viel Hass entgegenschlage, habe sie aber bis heute nicht verstanden. Die Angst, von anderen instrumentalisiert zu werden, sei ein ständiger Begleiter für sie geworden. Oft bemerke sie auch, dass Passanten auf der Straße heimlich Fotos von ihr machten, die später in Medien wieder auftauchten. 

So geht es Entführungsopfer Natascha Kampusch nach 13 Jahren in Freiheit

Kampusch, die selbst auf Twitter und Instagram aktiv ist, wolle sich aber trotz der negativen Seiten nicht gänzlich von sozialen Medien fernhalten. Sie erhalte auch positive Zusendungen und entdecke gerne Menschen mit interessanten Hobbys und Berufen im Internet. Zudem sehe sie ihre Herzensthemen Umwelt- und Tierschutz im Aufwind. "Ich finde es sehr positiv, dass sich jetzt so viele für Umweltschutz engagieren", sagte Kampusch.

Auf bösartige oder verletzende Zitate ihr gegenüber aus dem Netz habe sie auf den 192 Seiten ihres Buches bewusst verzichtet. "Allerdings habe ich mich dafür entschieden, keiner dieser Hasstiraden unnötig Raum zu geben, denn den haben sich ihre Verfasser wahrlich nicht verdient."

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/news.de/dpa

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