Vermisste Rebecca (15): Tatverdächtiger schweigt! Mordprozess auch ohne Leiche möglich
Erstellt von Anika Bube
13.08.2019 15.49
Trotz groß angelegter Suchaktionen der Polizei fehlt von der 15-jährigen Rebecca aus Berlin bislang jedeSpur. Am Freitag durchkämmten Polizisten erneut einen Wald bei Kummersdorf, einem Ort in Brandenburg 50 Kilometer südöstlich von Berlin. Die Beamten setzten zwölf Suchhunde aus Berlin, Sachsen und Mecklenburg- Vorpommern ein. Auch am Wochenende will die Polizei weiter nach der Schülerin suchen. Einer, der wichtige Hinweise zum Verbleib von Rebecca liefern kann, schweigt.
Vermisste Rebecca aus Berlin! Was hat der tatverdächtige Schwager zu verbergen?
Die Berliner Mordkommission geht davon aus, dass Rebecca getötet wurde. Als Tatverdächtiger sitzt der Schwager des Mädchens in Untersuchungshaft. Der 27-Jährige schweigt zu den Beschuldigungen. Was hat er zu verbergen? Auch die Familie von Rebecca macht mysteriöse Aussagen.
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Kurz vor dem Verschwinden von Rebecca, war der tatverdächtige Schwager mit dem Auto auf der Autobahn 12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) unterwegs. Zweimal wurde der himbeerrote Wagen von der Polizei dort erfasst. Was wollte er dort? Der Verdächtige machte bislang zu den Fahrten mit dem Auto keine Aussagen. Nur er soll laut Polizei zur fraglichen Zeit Zugriff auf den Wagen gehabt haben. Zudem vermuten die Ermittler, dass Rebecca das Haus ihres Schwagers und ihrer großen Schwester nicht lebend verlassen hat. Was ist passiert?
Unstimmige Aussagen zum Tag von Rebeccas Verschwinden
Am 17. Februar hat Rebecca bei ihrer Schwester und deren Mann übernachtet. Florian R. sagte nach dem Verschwinden der 15-Jährigen aus, dass er am Morgen des 18.02.2019 um 5.45 Uhr nach seiner Arbeit nach Hause gekommen sei. Gegen 7 Uhr hat Rebeccas Schwester mit ihrem Kind das Haus verlassen. Um 7.15 Uhr will der Schwager noch einmal nach Rebecca gesehen haben. Doch das Mädchen war nicht mehr da. In der Schule kam sie nie an.
Besonders verdächtig: Die Polizei soll nach "Bild"-Angaben im Auto der Familie Haare von Rebecca gefunden haben. Zudem soll es Unstimmigkeiten in der Aussage des Schwagers zum 18. Februar geben. Florian R. soll am Morgen Chat-Nachrichten geschrieben haben. Zudem war er offenbar mit dem Auto in Richtung Frankfurt (Oder) unterwegs. Und das, obwohl er zu dem Zeitpunkt laut eigener Aussage geschlafen haben will.
Schwager Florian R. schweigt! Rebeccas Familie nimmt ihn in Schutz
Die Familie verteidigt den Schwager vehement in der Öffentlichkeit. Rebeccas Vater sagte im Fernsehen: "Die ganze Nummer hängt mit einer anderen Sache zusammen, die ich aber nicht sagen darf." Zudem bittet er seinen Schwiegersohn:"Florian, rede einfach! Klär das auf, damit die ganze Sache in die andere Richtung geht, und zwar in die richtige. Wir müssen Becky finden."
Auch die Mutter des vermissten Mädchens steht weiterhin hinter dem Tatverdächtigen."Sämtliche Schlüsse, die eigentlich gegen ihn sprechen, hat er uns schlüssig und glaubhaft erklärt", zitiert die "Bild"-Zeitung die Mutter. Doch gegenüber der Polizei schweigt er. Was hat er zu verbergen? Das muss nun die Polizei klären.
Ex-Profiler sagt: "Beschuldigte müssen nichts sagen"
Gegenüber der "Bild"-Zeitung verrät Ex-Kripo-ErmittlerAxel Petermann, wie die Polizei Tatverdächtige verhört und wie weit sie dabei gehen darf. "Beschuldigte müssen in so einer Situation zunächst einmal nichts sagen. Die Ermittler müssen ihnen konkret mitteilen, was ihnen genau vorgeworfen wird. Ihnen muss gesagt werden, dass sie einen Anwalt hinzuziehen können, die Aussage verweigern oder Stellung beziehen können", sagt Petermann gegenüber dem Blatt.
"Wenn sich einer passiv verhält, darf das nicht negativ angerechnet werden. Ob so ein Verhalten allerdings taktisch klug ist, ist eine andere Frage. Oft neigen Anwälte dazu, ihren Mandanten zu raten, den Mund zu halten. Sie wollen zunächst Akteneinsicht haben, wollen wissen, was die Polizei in der Hand hat, um darauf reagieren zu können."Laut "Bild" soll sich der Tatverdächtige nun eine Anwältin genommen haben. Ob er bald sein Schweigen brechen wird?
"Für eine Anklage braucht es nicht zwingend eine Leiche"
Ein Prozess könnte ihm auch dann drohen, wenn die Leiche von Rebecca nicht gefunden wird. "Für eine Anklage braucht es nicht zwingend eine Leiche", sagte der Strafrechtler Hans Lilie aus Halle (Saale) zur Rechtslage. Für die Ermittler steige ohne Leichenfund allerdings der Druck, belastbare Beweise zu finden.
"Es gibt einige Fälle, in denen Personen verurteilt worden sind und in denen das Opfer nie gefunden wurde", sagte Lilie der Deutschen Presse-Agentur. "In diesen Fällen hat die Indizienkette aber ausgereicht, dass bei dem Richter die Gewissheit bestanden hat, dass ein bestimmtes Tatgeschehen zum Tod des Opfers geführt hat." Wenn keine Leiche gefunden werde, müsse das Gericht am Ende die Beweise bewerten und seine Schlussfolgerungen ziehen.
Strafverteidiger kritisiert: Beschuldigter als Täter dargestellt
Der Strafverteidiger Stefan Conen hatte im RBB-Inforadio kritisiert, dass der beschuldigte Schwager schon als Täter dargestellt werde, obwohl in jedem Ermittlungsverfahren die Unschuldsvermutung gelte. "Und nicht nur im Ermittlungsverfahren, sondern bis zum Abschluss eines Verfahrens." Dass immer wieder belastende Informationen aus den Ermittlungen der Kriminalpolizei bekannt würden, sei "irreparabel, das gefährdet ein faires Strafverfahren". Conen betonte: "Wenn es nicht zu einem solchen kommt, wird dieser Beschuldigte, der als unschuldig zu gelten hat, sein Leben lang von den Behörden mit dem Kainsmal eines Verdachts bedacht - und wird dieses auch nicht mehr abstreifen können."
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bua/news.de/dpa