Panorama

Femizid in Ciudad Juárez: Das ist die Welthauptstadt der Frauenmorde

Rote Schuhe vor dem Büro der Staatsanwaltschaft in Ciudad Juarez. Die Aktion ist Teil eines Protests gegen die seit Jahren anhaltenden Frauenmorde in der nordmexikanischen Stadt. Bild: Alejandro Bringas/EFE/dpa

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Die nordmexikanische Stadt Ciudad Juárez mit ihren knapp 1,3 Millionen Einwohnern liegt im Bundesstaat Chihuahua, an der Grenze zu den Vereinigten Staaten. Ihr gegenüber, auf der US-amerikanischen Seite, befindet sich El Paso im US-Bundesstaat Texas. Während El Paso als eine der sichersten Städte der USA gilt, ist Ciudad Juárez das mexikanische Gegenstück: Die Grenzstadt hat den traurigen Ruf, "Weltmordhauptstadt" zu sein. Sie ist auch die Welthauptstadt der Frauenmorde.

Seit den 1990er Jahren werden in Ciudad Juárez Frauen entführt, gefoltert und ermordet

Seit den frühen 1990er Jahren wird die Stadt durch eine bis heute andauernde, beispiellose Mordserie an jungen Frauen und Mädchen erschüttert. Immer wieder verschwinden die Opfer spurlos, Tage oder gar Wochen später tauchen ihre Leichen in der Wüste oder auf Müllhalden wieder auf. Die Körper weisen dann fast ausnahmslos Spuren von Folter und sexuellem Missbrauch auf, viele sind bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.

Die meisten Opfer sind zum Zeitpunkt ihres Verschwindens zwischen 13 und 25 Jahre alt. Viele arbeiten unter harten Bedingungen für Hungerlöhne in den sogenannten "Maquiladoras", Montageunternehmen großer amerikanischer und internationaler Konzerne, die sich seit der Gründung der Freihandelszone NAFTA zwischen Mexiko, den USA und Kanada im Jahre 1994 südlich des Rio Grande angesiedelt haben und dort billige Massenware für den US-Markt fertigen lassen.

Wie viele Frauen bislang ermordet worden sind, ist unklar. Viele gelten bis heute als vermisst. Die Autorin Julia Estela Monárrez Fragoso und die Vereinten Nationen halten dessen früherer Kopf Joaquín "El Chapo" Guzmán nun in die USA ausgeliefert worden ist, und das Juarez-Kartell. Beide kämpfen um die Vorherrschaft auf den Schmuggelrouten in die Vereinigten Staaten.

2006 erklärte der damalige mexikanische Präsident Felipe Calderón den Kartellen den Krieg. Seither hat die Gewalt zwar nachgelassen, doch allein in Ciudad Juárez sollen im Rahmen des Konflikts zehntausende Menschen umgekommen sein: Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge starben seit 2008 in der Stadt jedes Jahr mehr Menschen einen gewaltsamen Tod als im gleichen Zeitraum in ganz Afghanistan.

Dokumentationen, Filme und Literatur über die Frauenmorde von Ciudad Juárez und den mexikanischen Drogenkrieg

Der 2003 verstorbene Schriftsteller Roberto Bolano verarbeitete in seinem posthum erschienenen Mammutwerk "2666" die Frauenmorde von Ciudad Juárez. Das Buch gilt als literarisches Meisterwerk. Auf dem Videoportal YouTube finden sich zahlreiche Dokumentationen zu dem Thema, etwa "Señorita Extraviada" von Lourdes Portillo (2001), aber auch Spielfilme wie Kevin James Dobsons "The Virgin of Juarez" (2006) und Gregory Navas "Bordertown" (ebenfalls 2006). Eine sehenswerte Dokumentation über den Krieg gegen die Drogenkartelle ist "Der Auftragskiller – Zimmer 164" von Gianfranco Rosi und Charles Bowden (2010).

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