Serienkiller-Porträt – John Wayne Gacy, der "Killer-Clown": Ist DIESER Serienkiller für den Horror-Clown-Trend verantwortlich?
Von news.de-Volontär Dominik Liebsch
29.10.2016 08.00
Frankreich, USA, Deutschland, Italien, Schweden - die halbe Welt wird derzeit von Fällen des sogenannten Clownsightings heimgesucht. Dabei tauchen kostümierte "Horror-Clowns" wie aus dem Nichts auf den Straßen auf und erschrecken die Bürger, zum Teil mit Waffengewalt. Mittlerweile hat es bei einigen Übergriffen auch bereits Verletzte gegeben. Doch wer oder was steckt hinter diesem gefährlichen Trend?
Übergriffe durch Horror-Clowns: Lange Tradition zu Halloween
Der Psychologe Jens Hoffmann sagte der Deutschen Presse-Agentur am 21. Oktober: "Das Erschrecken hat eine lange Tradition, besonders zu Halloween. Das hat sich nun verselbstständigt, da gibt es einen großen Nachahmungseffekt." Tatsächlich ist davon auszugehen, dass Übergriffe durch Maskierte am Abend des 31. Oktober noch einmal zunehmen werden: Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, hatte jüngst vor einer Zunahme solcher Attacken an besagtem Tag gewarnt.
Die Angst vor Grusel-Clowns hat kulturelle und emotionale Wurzeln
Doch unabhängig von dem bunten Treiben zu Halloween: Warum fürchten wir uns so sehr vor Clowns? Für den Psychologen Hoffmann ist die Angst vor Clowns zum Teil kulturell tradiert. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er: "Figuren, die als kulturell niedlich gelten, werden zu Horror-Wesen stilisiert. Auch in Filmen wird mit solchen Figuren immer wieder gearbeitet."
1990 zum Beispiel schockierte der Fernseh-Zweiteiler "Stephen Kings Es" das Publikum mit dem blutrünstigen Horror-Clown "Pennywise" (Tim Curry), einem kindermordenden Monstrum. Und die vierte Staffel der US-Erfolgsserie "American Horror Story" präsentierte 2014 mit "Twisty, dem Clown" (gespielt von John Carrol Lynch), eine Figur, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt: Unberechenbar, schweigsam, extrem brutal. Und absolut schockierend anzusehen. So schockierend war diese Inszenierung, dass sich der Verband amerikanischer Clowns, die "Clowns of America International", zu einem verurteilenden öffentlichen Statement genötigt sah.
Coulrophobie: Die derzeitigen "Horror-Clowns" sind Trittbrettfahrer
Dabei bedienen und triggern solcherlei Figuren in den Medien lediglich eine auch von der Psychologie allgemein längst anerkannte und untersuchte Form der Angst: Coulrophobie – die krankhafte Angst vor Clowns. Diese tritt zumeist bei Kindern auf, kann jedoch auch bei Erwachsenen fortbestehen. Vermutet wird, dass die Angst vor Clowns vor allem darin besteht, dass diese aufgrund der dauergrinsenden Maske als emotional undurchschaubar und – wesentlich wichtiger – ihr Verhalten als prinzipiell unvorhersehbar eingeschätzt werden. Dies belegte eine Untersuchung der Universität Sheffield, bei der 250 Kinder befragt wurden. Die derzeitigen "Horror-Clowns" sind also gewissermaßen - durchaus ernstzunehmende - Trittbrettfahrer, indem sie diese kulturell tradierte Angst ausnutzen und sich einen Scherz daraus machen, andere Menschen auf diese Art zu erschrecken.
Allerdings sind es nicht nur einschlägige Filme oder Bücher der letzten Jahrzehnte, die das Image des Clowns nachhaltig – negativ – verändert haben. Auch reale Kriminalfälle, wie der des John Wayne Gacy, spielen dabei eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Gacy gilt bis heute als einer der schrecklichsten Mörder in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Von seiner Verurteilung im Jahr 1980 bis zu seiner Hinrichtung 1994 saß Gacy im Gefängnis. Und malte: Disneyfiguren, Totenköpfe – und Clowns.