Panorama

Böse Bauten: Bauwerke der Macht und des Größenwahns

  • Artikel teilen:

Hitlers Größenwahn spiegelt sich auch im Flughafen Berlin-Tempelhof wieder. Für seine Welthauptstadt Germania musste ein entsprechender Flugplatz her. Bild: picture-alliance / dpa / Rainer Jensen

Aber nicht nur eindeutig politische Gebäude werden auch nach dem Nationalsozialismus weiter genutzt, auch kulturelle Stätten finden Anklang. Die Freilichtbühne Loreley in Rheinland-Pfalz ist beispielsweise so eine Stätte. Nazis errichteten hier eine Feier- und Thingstätte für politische Kundgebungen und Propagandaveranstaltungen. Heute finden hier ebenfalls Kulturveranstaltungen statt: Openair-Konzerte und -festivals.

Ein riesiger Flughafen für die Welthauptstadt Germania

Der Flughafen Berlin-Tempelhof ist ein weiteres Symbol Hitlers Größenwahn. Für seine Welthauptstadt Germania musste ein entsprechender Flugplatz her. 1941 stellte der Architekt Ernst Sagebiel dieses Monument fertig. Sechs Millionen Passagiere sollten hier jedes Jahr abgefertigt werden. Doch die Start- und Landebahn ist für heutige Verhältnisse viel zu klein. Auch die Sanierungskosten hätten eine halbe Milliarde Euro verschlungen. So startete 2008 das letzte Flugzeug von Berlin-Tempelhof.

Es klingt schon ein wenig eigenartig, aber auch Sakralbauten finden sich in der NS-Architektur. Die Klosterabtei Münsterschwarzach in der Nähe von Würzburg ist eines der wichtigsten Klöster in Deutschland. Gleichzeitig ist es aber auch das größte kirchliche Bauwerk Hitlers. 1935 bis 1938 wurde die Abteikirche mit ihren vier Türmen erbaut und diente im Zweiten Weltkrieg als Lazarett.

Die Zeppelintribüne in Nürnberg war seinerzeit das größte ideologisierte Projekt und Bestandteil des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes. Adolf Hitler hat hier zu den Massen gesprochen und auch Paraden haben hier stattgefunden. Der Macht- und Herrschaftsanspruch der Nationalsozialisten ist hier unverkennbar und das auch heute trotz Ruine. Heute bietet das Gelände hervorragende Bedingungen für Skater.

Von den Olympischen Spielen 1936 bis zur Fußball-WM 2006

Anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1936 erbauten die Nationalsozialisten das Olympiastadion in Berlin. Mit der geometrischen Form erinnert es an antike Sportstätten. Doch Adolf Hitler mochte das Stadion überhaupt nicht, er fand es zu filigran und zu klein. Dennoch eröffnete er am 1. August 1936 von seiner Loge den sportlichen Wettkampf. Erst 2006 zur Fußball-Weltmeisterschaft erhielt das Bauwerk nach umfassenden Umbaumaßnahmen eine zweite Chance.

Auf Rügen wollten die Nazis eine Anlage für den Massentourismus schaffen. In der ideologischen Sozialpolitik Hitlers sollte durch «Kraft durch Freude»-Projekte und somit bezahlbaren Urlaub der Lebensstandard der Bevölkerung angehoben werden. Im Seebad Prora entstand auf einer Länge von ungefähr fünf Kilometern eine monströse Erholungsanlage, die jedoch nie komplett fertiggestellt wurde. Insgesamt sollte die Anlage 20.000 Gäste beherbergen können. Zu DDR-Zeiten war hier die Nationale Volksarmee stationiert.

In ganz Deutschland lassen sich Hitlers Bauten ausmachen. Wir verbringen sogar teilweise unsere Freizeit in ihnen. Sind die Bauwerke wegen ihrer Ideologie böse? Sicher nicht, aber ihre Symbolik schon. Fraglich bleibt, wie mit dem Gedenken und der Aufarbeitung mit diesen Gebäuden umgegangen werden soll.

Folgen Sie News.de schon bei Facebook, Google+ und Twitter? Hier finden Sie brandheiße News, tolle Gewinnspiele und den direkten Draht zur Redaktion. loc/news.de

Themen

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.