Panorama

«Sitz» und «Platz»: US-Polizisten pauken Deutsch für Hunde

Deutscher Schäferhund im Sprung: Deutsche Befehle klingen härter. Bild: dpa

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«Platz», ruft Jason Wilkinson auf Deutsch. Sein Schäferhund Titen legt sich gehorsam nieder. Eine alltägliche Szene auf dem Streifgang des US-Polizisten durch Simi Valley (Kalifornien). Dennoch erregen er und Titen immer wieder Aufmerksamkeit bei Passanten. Wilkinson erzählt: «Viele Leute bleiben verwundert stehen, wenn ich meine Befehle gebe und können gar nicht glauben, dass ich mit Titen wirklich Deutsch spreche.»

Titen ist einer von vielen Deutschen Schäferhunden in den USA, die in Deutschland trainiert und dann an die US-Polizei verkauft werden. Wie überall auf der Welt ist die ausdauernde, lernwillige Rasse auch in den USA als Polizeihund gefragt.

Jim Matarese, Präsident des US-Polizeihundeverbandes USPCA, schätzt, dass von den rund 8000 Polizeihunden im Land mehr als die Hälfte Deutsche Schäferhunde sind. Weltweit sind knapp 90 Prozent der Diensthunde bei Militär, Zoll und Polizei Deutsche Schäferhunde. Viele wurden wie Titen in Deutschland gezüchtet.

Deutsch klingt härter

Für die Polizei in Simi Valley arbeiten insgesamt drei Deutsche Schäferhunde. Titen ist mit zweieinhalb Jahren der jüngste im Team und erst seit einem halben Jahr im Einsatz. Er ist Wilkinsons erster Diensthund. Für die ersten gemeinsamen Streifengänge mit Titen musste der Polizist Deutsch pauken. «Ich musste etwa 20 Befehle, also 20 Vokabeln lernen, wie ‹hier›, ‹sitz›, ‹fass› oder ‹such›», erzählt der 34-Jährige. «Da es nicht so viele Befehle sind, ging das Lernen aber relativ schnell.»

Mit seinem Vokabeltraining ersparte Wilkinson seinem neuem vierbeinigen Partner, sich von Deutsch auf Englisch umgewöhnen zu müssen. Aber es gibt noch einen Grund für die Polizisten, deutsche Befehle zu verwenden: Die Betonung der Anweisungen. «Das Wort ‹sitz› ist viel härter und klarer als das englische ‹down›», sagt Stephanie Dunion vom amerikanischen Schutzhundeverein USCA. «Auch ‹such› bringt den Hund auf die richtige Fährte, im Vergleich zu ‹seek› im Englischen», erklärt die Hundeexpertin, die seit 30 Jahren Schäferhunde vermittelt.

Je nachdem, für welche Aufgaben er eingesetzt werden soll, sucht Dunion den passenden Schäferhund für Streifgänge, Sprengstoff- und Rauschgiftsuche oder andere Aufträge. In langen Gesprächen versucht sie herauszubekommen, welches Profil der gewünschte Hund haben sollte und fragt dann vor allem in deutschen Schäferhundevereinen gezielt nach. Ist ein Tier etwa nicht gern unter Menschen, sollte es kein Streifenhund werden. Ist der passende Hund gefunden, muss die US- Polizei für ihren neuen Mitarbeiter auf vier Pfoten zwischen 5000 und 10.000 Dollar (3500 bis 7000 Euro) zahlen.

Gangster verstehen deutsche Befehle nicht

Nicht alle Hunde im amerikanischen Polizeidienst müssen Deutsch verstehen. Manchmal rät Dunion sogar davon ab, deutsche Befehle zu lernen und empfiehlt, den Hund lieber auf Englisch zu trainieren: «Im Stress muss der Hundeführer den richtigen Befehl geben und darf nicht ins Schleudern kommen. Das kann sonst sehr gefährlich werden», sagt sie. Bevor der Hund im Alter von 8 bis 16 Monaten in den USA ankommt, lässt sie daher die Polizisten die Sprachwahl treffen.

Der Polizist Terrance Liddell aus der US-Hauptstadt Washington hat seinen Deutschen Schäferhund Sabo auf Englisch trainiert. Wenn er mit ihm auf Streife geht, hat er allerdings einen Nachteil: Die Bösewichte können ihn verstehen. Wilkinson sorgt mit den deutschen Befehlen dagegen bei Taschendieben und Einbrechern oft für Verwirrung und Respekt - auch wenn er nur «Platz» ruft.

tno/news.de/dpa