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Literatur: Der Junge, der Anne Frank liebte

Der Junge, der Anne Frank liebte Bild: dpa

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Stuttgart (dpa) - Peter mag die altkluge und vorlaute Anne anfangs gar nicht. Aber über die Monate hinweg entwickelt sich im engen Versteck in der «Prinsengracht 263» eine Beziehung zwischen den beiden.

«Prinsengracht 263 - Die bewegende Geschichte des Jungen, der Anne Frank liebte» heißt der ergreifende Roman der britischen Autorin Sharon Dogar, der sich wie eine späte Ergänzung zum Tatsachenbericht in Anne Franks berühmtem Tagebuch liest.

Auf kleinstem Raum leben, kein lautes Wort sagen, sich nicht am Fenster zeigen, immer damit rechnen müssen, verhaftet zu werden. So sah der Alltag der acht jüdischen Menschen aus, die sich in der Amsterdamer Prinsengracht von 1942 bis 1944 vor den Nazis versteckten. Unter ihnen war auch der 16-jährige Peter van Pels. Die 14-jährige Anne hat über ihn geschrieben, allerdings unter anderem Namen. Im Hinterhaus des von Herrn Frank geleiteten Geschäfts überlebten die Verfolgten zwei Jahre lang - dann wurden sie von Nachbarn verraten, in die Vernichtungslager deportiert und fast alle ermordet.

Dogar nimmt die Perspektive von Peter ein, wenn sie in tagebuchartigen Abschnitten über das Leben im Versteck und Peters wachsende Gefühle für Anne erzählt. Fakten und Fiktion vermischt die Autorin, versäumt es aber nie, zu kennzeichnen, wo sich Realität und Erfundenes unterscheiden. Peter lässt sie im Rückblick erzählen - zu einer Zeit, als er sterbenskrank im KZ Mauthausen gefangen ist.

Anne und Peter sind grundverschieden: Er ein Praktiker, handwerklich begabt und eher introvertiert. Sie temperamentvoll, vor Fantasie und Ideen sprühend. Sehr anrührend schildert Sharon Dogar das gefährliche Leben im Versteck. Und dann die kleinen Freuden: Wenn Anne den anderen ihre genial erfundenen Geschichten erzählt oder wenn sie mit Peter auf dem Dachboden liegt, sie durch eine Dachluke etwas blauen Himmel sehen und von Zeit zu Zeit einige Sonnenstrahlen erwischen. Viel Freude haben sie mit den beiden Hauskatzen.

Die Hörbuchfassung liest der Theater- und Filmschauspieler Hans Löw mit zurückhaltender Empathie - sehr passend zum Charakter von Peter. Der Hörer kann sehr gut die außergewöhnlichen Lebensumstände und die lauernde Angst der Menschen nachempfinden, sich mit ihnen identifizieren - und obwohl er weiß, dass die Versteckten verraten werden und später ein schreckliches Ende finden, möchte er hoffen, dass alles gut ausgeht.

Sharon Dogar

Prinsengracht 263 - Die bewegende Geschichte des Jungen, der Anne Frank liebte,

Thienemann Verlag, Stuttgart

368 Seiten, 18 Euro

ISBN 978-3-522-20124-7

Hörbuch: Silberfisch, Hamburg, 238 Min., 14,95 Euro, ISBN 978-3-86742-221-5

/news.de/dpa

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