Der Frauenblick auf «Bester Sex»: Vögeln, was das Zeug hält
09.04.2021 10.22
Über Sex redet man nicht, man hat ihn. Diese Auffassung ist löblich, wird aber selten praktiziert. Frauen plaudern nun einmal gerne über intime Details. Darüber, was sie antörnt und abschreckt. Und was es heißt, richtig gut im Bett zu sein. Nur dass sie das meist ihren Freundinnen erzählen und nicht ihrem Partner, der dann meist der große Langweiler bleibt.
In Ina Küpers und Marlene Burbas Buch Bester Sex plaudern gleich 33 Frauen über Sex. Darüber, wo sie es gerne treiben. Auf offener Straße zum Beispiel, am Telefon oder auf der Klaviatur eines Flügels. Darüber, wie sie gerne genommen werden. Oral, da sind sich fast alle Schreiberinnen einig. Und darüber, was bester Sex für sie bedeutet.
In erster Linie natürlich Lustbefriedigung, wobei es gar nicht so sehr darauf ankommt, wie der Kerl aussieht und ob man ihn sieht. Kein Wunder, wenn man sich von hinten nehmen lässt wie Sanja, die während einer Gartenparty zum Pinkeln ein dunkles Plätzchen aufsucht und dort «den Oralsex ihres Lebens» hat.
Und natürlich kommt es beim Sex auch auf die Technik an. «Buchfink», ein Musiker aus Hamburg, hat die Masche anscheinend raus, wie Sophie in Geschichte Nummer vier verrät. Er kann nämlich Daumen und Mittelfinger in «Möse und Arsch» seiner Sexpartnerin stecken und die Finger «gegengleich bewegen». «Dass Männer nicht multitaskingfähig sind», ist damit für die auf diese Weise Beglückte widerlegt. Zumindest eine Erkenntnis, die Frauen aus der Lektüre des Büchleins gewinnen können.
Anderes hat frau schon oft gelesen – in den gängigen Frauenzeitschriften, in denen Thea, Lola, Marie und wie sie alle heißen uns teilhaben lassen an ihren intimsten erotischen Erlebnissen. Neu ist dabei aber, dass die Schreiberinnen kein Blatt vor den Mund nehmen und offen, fast pornografisch schildern, wie «die Geilheit sie überkommt». So erfahren wir, dass Linns Freund immer will und immer kann und den Tunnelblick bekommt, wenn er so weit ist. «Er sieht dann nur noch mich und meinen Körper, Brust, Muschi, Arsch», schreibt Linn in dem Buch. Und Lena erlebt die Massage ihres Lebens und eine Masseurin, deren Finger sich plötzlich an Lenas Schamlippen wiederfinden.
Spätestens nach der dritten Geschichte möchte man das Buch zur Seite legen. Weil alle Szenarien austauschbar sind und auf dasselbe hinauslaufen: auf Vögeln, was das Zeug hält. Und weil uns die Herausgeberinnen schon im Vorwort des Buches verraten, welche Schlüsse sie aus den Bettgeschichten der von ihnen interviewten Frauen ziehen: «Richtig heiß wird es meist nicht mit dem Gärtner oder dem Typen in Polizeiuniform, sondern mit dem langjährigen Freund, dem Ehemann oder einem Kumpel, den man plötzlich mit anderen Augen sieht.» Und: «Guter Sex muss nicht unbedingt romantisch sein.» So ähnlich dürfte das in den meisten Sex-Ratgebern stehen.
Über guten Sex sollte man reden, aber vielleicht nicht mit jedem. Küper und Burba, das ist zu befürchten, werden sich nicht an diese Empfehlung halten. «Bester Sex soll weitergehen», schreiben sie im Vorwort. Möglicherweise hoffen die beiden auf einen ähnlichen Erfolg wie Mia Ming. Die ließ Frauen nämlich über ihren lustigsten, peinlichsten und absurdesten Sex berichten und veröffentlichte gleich drei Bände über Schlechten Sex. Die Bestseller sind übrigens im gleichen Verlag erschienen wie das Werk von Küper und Burba.
Herausgeber: Ina Küper und Marlene Burba
Titel: Bester Sex
Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf
Seitenzahl: 240 Seiten
Preis: 9.90 Euro
Erscheinungsdatum: 15. September 2009