Giulia Siegel gibt Sex-Tipps: «Nehmt uns. Aber bitte richtig»
Von news.de-Redakteurin Julia Zahnweh
15.09.2009 20.00
Nachdem Giulia Siegel bereits als Bewohnerin des Dschungelcamps und erst kĂŒrzlich in einer TV-Show, wo sie vergeblich den Mann fĂŒrs Leben suchte, intime Einblicke in ihre Liebesleben gab, hat sie nun einen Sexratgeber geschrieben.
Ihr Buch richte sich an «MĂ€nner, die wissen wollen, wie man bei Frauen im Bett und in der Liebe wirklich punktet und fĂŒr Frauen, die wissen möchten, was sie von MĂ€nnern erwarten dĂŒrfen», schreibt sie in der Einleitung. Persönliche Anekdoten aus ihrem eigenen Sexleben dĂŒrfen dabei natĂŒrlich als sachliche Untermauerung nicht fehlen. Und an Beispielen, wie ein befriedigtes Sexleben aussieht, scheint es ihr auch nicht zu mangeln.
«Muss sie jetzt noch der ganzen Republik ihre sexuellen Vorlieben erzĂ€hlen?» werden sich jetzt viele fragen. Ja und sie tut es in einer Weise, die so stark an Dieter Bohlen erinnert, dass der Leser den Eindruck bekommt, Giulia Siegel hat den «König des deutschen Trash-Fernsehens» (Welt) als Ghostwriter angeheuert.
In ihrem Buch Make her crazy! Was Frauen wirklich wollen wimmelt es nur so von mehr oder weniger einfallsreichen Bohlen-typischen-SĂ€tzen: «Ich kannte Zwei-Meter-Bullen mit Millimeterbolzen, Athleten mit eleganten Degen und Bohnenstangen mit Dampframme», erzĂ€hlt sie etwa in Bezug auf das VerhĂ€ltnis von Körper- und PenisgröĂe ihrer Sexpartner. Und fĂŒgt hinzu: «Beim Sex mit diesen MĂ€nnern (...) spielt eins fast nie eine Rolle: die LĂ€nge ihres Schwanzes.» Danke Frau Siegel, dass Sie das endlich ein fĂŒr allemal geklĂ€rt haben.
Aber warum dieser Bohlen-Slang, der ihr wahnsinnig gekĂŒnstelt in den Mund gelegt wird? Wenn Siegel mit ihrem Ratgeber tatsĂ€chlich nicht nur MĂ€nner, sondern auch Frauen ansprechen will, wie sie es jedenfalls vorgibt, wĂ€re sie besser beraten gewesen, ihrem Buch einen weniger plumpen und ordinĂ€ren Ton gegeben zu haben. Doch ein flottes Mundwerk in Sachen Sex-Themen schafft Aufmerksamkeit und treibt die Verkaufszahlen nach oben. Das weiĂ sicherlich auch ein Medien-Profi wie Siegel nur zu gut.
Von ihrem Buch nicht so sehr erfreut sein werden wohl einige ihrer Ex-Freunde. Denn Siegel beschreibt in allen Einzelheiten, wie sie sich mit ihnen mehr oder auch mal weniger im Bett vergnĂŒgt hat. Zwar hat sie ihnen Pseudonyme verpasst, aber nicht allen versprochen, «mit Outings gnĂ€dig zu sein», wie die Produzententochter in einer FuĂnote erklĂ€rt. Aber es sind diese Einblicke in das Intimleben Siegels, von denen das Buch - wenn ĂŒberhaupt - lebt.
Da ist zum Beispiel ihr Ex-Freund «Josh», den sie immer wieder gern im Bett in Rollenspiele verwickelt hat. Eine ihrer Lieblingsspiele war die Variante «Nutte und Freier». FĂŒr einen Blowjob habe es «100 Sex-Dollar» gegeben und 150 fĂŒr das «anschlieĂende NĂŒmmerchen», lĂ€sst sie den Leser wissen.
Auch «Polizistin und VerdĂ€chtigter» habe sie gern mit Josh gespielt. Als «sexy New Yorker Law & Order-Lady» verkleidet habe sie ihn einige Mal auf einen mit Leder ĂŒberzogenen BĂŒrostuhl (den sie zuvor auf einem MĂŒnchner Flohmarkt erstanden hatte) gefesselt und nach «allen Regeln der Verhörkunst rangenommen». Sie sei froh, dass keine Menschenrechtsorganisation je davon erfahren habe, «die wĂŒrden in meiner Wohnung glatt ein zweites Guantanamo vermuten». Diesen Vergleich hĂ€tte sich Siegel und dem Leser aber sicherlich auch ersparen können.
Was in einem guten Sex-Ratgeber natĂŒrlich nicht fehlen darf, ist ein Ranking der besten Stellungen und da will uns Frau Siegel wohl ĂŒberraschen. Denn anders als vermutet steht ausgerechnet die oft als langweilig geltende Missionarsstellung bei dem Partygirl ganz oben auf der Liste. Langweilig sei sie aber nur, weil der Mann die Frau in dieser Stellung nicht stimulieren könne, gibt Giulia dem Leser zu bedenken. Deshalb ihr Ratschlag an die MĂ€nner: Einfach ein «Kissen unter den Po schieben» und schon sei die Reibung fĂŒr die Frau intensiver. So einfach kann es also sein.
«Irgendwie ist das alles nichts Neues» ist der Eindruck, der sich beim Lesen des Buches relativ schnell einstellt. Siegels Sex-Tipps sind zwar an manchen Stellen recht unterhaltsam, aber bieten nichts wirklich RevolutionĂ€res. Und eigentlich liefern sie auch nur das Beiwerk zu Siegels privaten Bettgeschichten, die das eigentliche Zentrum des Buches bilden.
Und der immer wiederkehrende Dieter-Bohlen-Slang nervt spĂ€testens auf Seite 50, wo Siegel den MĂ€nnern Stylingtipps gibt. Dort heiĂt es: «Was dir da gerade leicht dĂŒmmlich (im Spiegel) entgegen grinst, hat ungefĂ€hr den Sex-Appeal eines abgelaufenen Mozzarella und riecht auch nicht viel besser: Was du jetzt dringend brauchst, ist ein komplettes Reinigungsprogramm, inklusive UnterbodenwĂ€sche». Sogar Dieter Bohlen hĂ€tte das geschmackvoller beschreiben können.
Make her crazy ist alles in allem vor allem eins: ein weiterer Sexratgeber, der in prolliger Weise versucht, den MĂ€nnern zu erklĂ€ren, worauf es bei Frauen ankommt. Den Leser wird Giulia Siegel mit diesem Buch aber nur schwer von ihren QualitĂ€ten als «Sexpertin» ĂŒberzeugen können. DafĂŒr sind ihre Tipps einfach zu platt und fantasielos. FĂŒr den, der dagegen schon immer mal etwas ĂŒber Siegels Sexleben wissen wollte, sei das Buch jedoch empfohlen.
Titel: Make her crazy! Was Frauen wirklich wollen
Autor: Giulia Siegel
Verlag: Marion von Schröder
Seitenzahl: 271
Preis: 14,90 Euro
Erscheinungsdatum: September 2009