Deos oder Antitranspirante: Was hilft wirklich gegen Schweiß? Ein Dermatologe klärt auf
Von news.de-Redakteurin Sabrina Böhme
20.07.2024 10.17
- Helfen Deos oder Antitranspirante gegen Schweiß?
- Bei der Anwendung von strak wirksamen Produkten gegen Schweiß sollte einiges beachtet werden
- Dermatologe gibt Tipps zur Anwendung von Deos und Antitranspirants
Bei Hitze, nach Anstrengung oder vor einer Prüfung läuft vielen Menschen der Schweiß. Das ist ihnen oft unangenehm. Mit verschiedenen Mitteln gehen sie gegen Nässe und den Schweißgeruch vor, darunter Deos. Helfen Sie wirklich bei der Schweißbekämpfung?
Was ist Schweiß?
Beim Schwitzen handelt es sich um einen natürlichen Prozess. Dadurch kühlt sich der Körper auf 37 Grad herunter. Zudem schützt es die Haut aufgrund des sauren pH-Wertes des Schweißes vor Bakterien, indem es einen Film auf die Haut legt. Wenn Schweiß austritt, wird neben Giftstoffen oder Harnstoff auch Dermcidin ausgeschieden. Der Stoff tötet Bakterien ab. Den ganzen Vorgang steuert das parasympathische Nervensystem. Je nach Drüsenart unterscheidet sich der Schweiß:
- Ekkrine Schweißdrüsen: Sie sind im ganzen Körper verteilt und produzieren eine wässrige Flüssigkeit. Diese enthält Mineralstoffe wie Natrium und Kalium und Abwehrstoffe. Diese Substanz riecht nicht.
- Apokrine Schweißdrüsen: Sie bilden eine fetthaltige Substanz und liegen in behaarten Körperregionen wie Genitalien oder Achselhöhlen.
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Wieso riecht Schweiß?
Der Schweißgeruch entsteht erst im Zusammenspiel mit Bakterien. Erst wenn wir uns zum Beispiel länger nicht waschen zersetzen Bakterien langkettige Fettsäuren unter anderem in Buttersäure. Dadurch riecht Schweiß. Bei Jugendlichen kann der Schweiß bereits bei der Ausscheidung riechen. Schuld daran sind Hormone.
Dermatologe erklärt: So wirken Deos und Antitranspirante
In Drogerien, Apotheken oder Supermärkten stehen zahlreiche Deodorants. Viele versprechen unter anderem 48 Stunden vor Schweiß zu schützen. Für jede Aktivität und jedes Bedürfnis gibt es mittlerweile eine Bandbreite an Produkten. Dabei wirken sie auf unterschiedliche Arten. "Wenn man stark schwitzt, helfen meistens aluminiumhaltige Produkte (Antitranspirante, Anm. d. Red.), weil sie die Schweißproduktion reduzieren. Alle anderen enthalten desinfizierende Wirkstoffe, damit die geruchsbildenden Bakterien abgetötet werden oder sie besitzen Duftstoffe (Deodorants, Anm. d. Red.), um den Geruch wieder zu übertünchen. Es gibt aber auch eine Mischung aus allem", sagt der Münchner Dermatologe Dr. Christoph Liebich gegenüber news.de.
Anmerkung zu aluminiumhaltigen Antitranspirants: In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Kritik an aluminiumhaltigen Antitranspiranten. Sie sollen sich in der Haut anreichern und so unter anderem das Brustkrebsrisiko erhöhen oder Alzheimer begünstigen. Dafür gibt es aber derzeit keine einschlägigen wissenschaftlichen Belege, Langzeitstudien fehlen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (Bfr) hat die Aufnahme von Aluminiumsalzen untersucht. Laut einer Stellungnahme vom 6. Oktober 2023: "Auf Basis der aktuellen zur Verfügung stehenden Humandaten zur Hautabsorption von Aluminium unter realistischen Anwendungsbedingungen kommt das BfR zu dem Schluss, dass Verbraucherinnen und Verbraucher signifikant weniger an Aluminium durch die Verwendung von Antitranspiranten aufnehmen als ursprünglich (in der BfR-Risikobewertung von 2014) abgeschätzt. Unklar ist immer noch wie viel Aluminium der Körper über Antitranspirante aufnehmen kann. Denn der Stoff ist im Alltag weit verbreitet und kommt in Lebensmitteln und anderen Produkten vor. Dennoch raten Experten dazu, wo es geht auf Aluminium zu verzichten - auch in Kosmetika.
Abends oder morgens? Arzt gibt Tipps zur Anwendung
Wann Deos oder Antitranspirants aufgetragen werden sollten, dazu gibt es verschiedene Meinungen. "Es gibt gewisse Antitranspirante, die fast in den Bereich der Medizinprodukte fallen, diese wendet man am Abend an", erklärt Dr. Liebich. Hier sei es wichtig darauf zu achten, "wann die Anwendung empfohlen wird", so der Dermatologe. Des Weiteren empfiehlt er: "Wichtig ist gerade bei diesen stark wirksamen Produkten nicht zu epilieren oder starke Peelings zu benutzen, weil es zu Irritationen kommen kann."Auch bei der Wahl des Deos sollten Verbraucher aufpassen - vor allem bestimmte Hauttypen. "Personen mit empfindlicher Haut sollten darauf achten ein möglichst duftstofffreies Deo zu verwenden mit möglichst wenig Konservierungsstoffen. Vielleicht ein Apothekenprodukt verwenden", rät der Dermatologe.
Hyperhidrose: Symptome und Ursachen des starken Schwitzens
Wie stark jemand schwitzt, hängt von verschiedenen Ursachen ab. Auch Erkrankungen können die Schweißproduktion begünstigen. Wer am Tag sehr viel schwitzt und die Beschwerden das Leben beeinträchtigen, der sollte sich an seinen Hausarzt oder Dermatologen wenden. Das gilt auch bei plötzlich auftretendem kalten Schweiß. Dieser muss nicht mit einer Panikattacke zusammenhängen. Kommen Schmerzen, die bis in den Arm ausstrahlen, Enge in der Brust, Schwindel, Atemnot oder Übelkeit hinzu, kann das auf einen Herzinfarkt oder ein gerissenes Aneurysma der Halsschlagader hinweisen.
Wichtiger Hinweis: Wenn Sie an sich oder einer Person diese Symptome bemerken, rufen Sie bitte sofort den Notruf unter 112 an.
Folgende Formen des starken Schwitzens werden unterschieden:
- Primäre oder idiopathische Hyperhidrose: Betroffene schwitzen ohne Grund, selbst, wenn sie sich nicht anstrengen.
- Sekundäre Hyperhidrose (bekannte Ursache): Gründe für übermäßiges Schwitzen können zum Beispiel Übergewicht, Wechseljahre, Alkohol, Schwangerschaft, psychische Erkrankungen (zum Beispiel Depressionen), Hormon- oder Autoimmunerkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes mellitus, Hashimoto-Thyreoiditis, Hypogonadismus (Unterfunktion der Geschlechtsdrüsen führt zu einem Testosteronmangel bei Männern ab 40), Herz,- oder Lungenerkrankungen, Schmerzen, Krebs oder Medikamente, geschädigter Parasympathikus.
So lässt sich starkes schwitzen behandeln
Bei einer Hyperhidrose gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten, schreibt die "Apotheken Umschau". Bei bekannten Ursachen kann die Behandlung der Grunderkrankung helfen. Zudem kann eine gesündere Lebensweise oder Autogenes Training helfen. Starkes Schwitzen lässt sich mit Antitranspiranten oder einer Leitungswasser-Iontophorese behandeln. Ärzte wenden dieses Verfahren oft bei stark schwitzenden Händen oder Füßen an. Hier fließt Gleichstrom durch Wasser, während die Körperteile in der Flüssigkeit liegen. Unterspritzungen betroffener Hautareale mit Botulinumtoxin A werden ebenfalls angeboten. In schweren Fällen können Haut und Schweißdrüsen operativ entfernt oder Drüsen herausgesaugt (subkutane Kürettage) werden. Auch Eingriffe am Sympathikus sind möglich, damit das Gehirn das Schwitzsignal nicht weiterleitet. Welche Therapiemethode für Sie die passende ist, sollten Sie mit ihrem Arzt besprechen.
Über unseren Experten: Dr. Christoph Liebich ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten bei DERMAZENT – Dermatologie in München. Zudem ist er Mitglied im Experten-Kreis der Gesundheit der "Stiftung Gesundheit".
(Quellen: Interview mit Dr. Christoph Liebich; Studien (s. BfR); "Apotheken Umschau")
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bos/bua/news.de