Blutspende: Risiken, Regeln und Co.: Darauf müssen Sie achten
Von news.de-Redakteurin Sabrina Böhme
29.07.2024 12.38
Eine Blutspende kann Leben retten. Doch die Spendenbereitschaft ist nicht hoch. "Aktuell spenden lediglich ca. drei Prozent der Menschen in Deutschland Blut", schreibt das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Blut wird dringend für die Versorgung benötigt. Um darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig Blutspenden für die Behandlungen von schwer verletzten und chronisch kranken Menschen sind, wurde der Weltblutspendetag ins Leben gerufen. Er findet am 14. Juni 2024 statt. Im folgenden Überblick erklären wir die wichtigsten Fragen rund um die Blutspende.
Welche Arten zu Spenden gibt es?
Bei der Blutspende gibt es nicht nur die Möglichkeit, Vollblut zu spenden, sondern auch Blutbestandteile wie Blutplasma, Thrombozyten- und Erythrozyten. Die Verfahren unterscheiden sich deutlich. Bei der Vollblutspende werden etwa 500 Milliliter Blut aus der Armbeuge entnommen. Das Blut wird in einer Maschine aufgenommen und je nach Bedarf in Bestandteile aufgetrennt und weiterverarbeitet, schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Die Blutbestandteile werden durch eine Apharesemaschine herausgefiltert.
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Ab welchem Alter darf man Blut spenden?
In Deutschland kann jeder ab 18 Jahren Blut spenden. Bislang gab es eine Höchstgrenze für Blutspender:innen. Es durfte nur bis zu einem Alter von 68 Jahren Blut gespendet werden. Durch eine Änderung im Transfusionsgesetz von März 2023 entfällt die Grenze. Ob jemand überhaupt spenden darf, entscheiden die Ärzte immer individuell.
Ausschlusskriterien bei der Blutspende? Wer darf spenden und wer nicht?
Wer sich fit fühlt und keine Krankheitssymptome aufweist, darf spenden. Auch die Blutgruppe ist kein Ausschlusskriterium. Dafür aber das Gewicht. Menschen mit einem Gewicht von unter 50 Kilogramm werden nicht zugelassen. Auch der Hämoglobin-Wert (Hb-Wert) kann ein Ausschlusskriterium sein. Das Hämoglobin erfüllt im Körper wichtige Funktionen. So transportiert es Sauerstoff, aber auch Kohlendioxid. Zudem stabilisiert das Eiweiß den pH-Wert des Blutes. Bei Frauen ist der Wert zu niedrig, wenn er weniger als 12,5 Gramm pro Deziliter und bei Männern weniger als 13,5 Gramm pro Deziliter beträgt. Der Grund, wieso Menschen mit niedrigen Werten abgelehnt werden, ist, dass sie nach der Spende den Blutverlust nicht ausgleichen können. Von einer Blutspende sind auch Schwangere ausgeschlossen. Sie dürfen auch bis zu sechs Monate nach der Geburt und während der Stillzeit nicht spenden gehen. Welche Voraussetzungen gelten bei einer Plasmaspende? Wer sich dafür entscheidet, muss vorher mindestens einmal Blut gespendet haben. Außerdem ist es wichtig den Prozess gut überstanden zu haben, ansonsten kann der Arzt eine Person von der Plasmaspende ausschließen. Dafür wird die Person vorher noch einmal untersucht, bevor der Arzt die Person nicht zulässt.
Nicht spenden bei einer Infektion? Wann ist eine Blutspende wieder möglich?
Bei einer Infektion ist eine Spende nicht möglich. Nachdem der oder die Spender:in wieder gesund ist, muss einige Tage gewartet werden. Bestimmte zeitliche Abstände müssen auch nach einer Coronavirusinfektion eingehalten werden, schreibt der DRK-Blutspendedienst:
- Wer Fieber hatte, muss nach Symptomfreiheit 28 Tage warten.
- Nach einem leichten Verlauf ohne Fieber beträgt die Wartezeit sieben Tage. Das gilt auch für eine asymptomatische, also eine Infektion ohne Symptome ebenfalls sieben Tage ab dem positiven Testergebnis.
- Bei engem Kontakt zu einer an Covid-19 erkrankten Person muss fünf Tage bis zu nächsten Spende gewartet werden. Das gilt auch für medizinisches Personal.
- Reiserückkehrer aus einem Virusvariantengebiet dürfen erst nach zwei Wochen spenden
Darf nach einer Impfung gespendet werden?
In der Regel ja. Es gibt Unterschiede hinsichtlich der Impfstoffvariante, schreibt das Robert-Koch-Institut. Nach Impfungen mit Totimpfstoffen wie gegen FSME, Influenza, Hepatitis A,Tetanus oder Poliomyelitis (parenteral) können Menschen bereits nach einem Tag spenden, soweit sie sich fit fühlen. Das gilt auch nach einer Impfung mit einem Impfstoff gegen Sars-CoV-2. Bei Lebendimpfstoffen oder mit Impfstoffen mit abgeschwächten Viren gegen zum Beispiel Mumps, Hepatitis B, Masern, Röteln oder Gelbfieber, muss vier Wochen gewartet werden. Eine noch längere Wartezeit liegt nach einer Tollwutimpfung vor. Hier müssen Menschen ein ganzes Jahr warten, bis sie wieder Blutspenden dürfen.
Wie läuft eine Blutspende ab?
Eine Blutspende läuft nach einem simplen Schema ab. Zuerst müssen sich Spender:innen mit einem gültigen Personalausweis oder Reisepass anmelden. Wer schon einmal Blut gespendet hat und einen Blutspenderausweis besitzt, sollte diesen ebenfalls vorlegen. Ihn erhält man etwa vier bis sechs Wochen nach der Spende als Karte. Er lässt sich aber auch in eineBlutspende-App vom DRK laden. Danach müssen in einem Fragebogen gesundheitsbezogene Daten beantwortet werden, bevor der Hämoglobinwert und die Temperatur gemessen werden. Das ist wichtig, denn eine erhöhte Temperatur kann auf einen beginnenden Infekt hinweisen. Im anschließenden Gespräch mit dem Arzt misst dieser den Blutdruck und den Puls. Die Blutspende dauert etwa fünf bis zehn Minuten. Das Blut wird über die Armvene abgenommen. Danach müssen sich Spender:innen kurz erholen und etwas essen und trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
Das Blut wird danach auf Infektionen untersucht. Wer sein Blut aber doch nicht spenden will, weil er zum Beispiel befürchtet, doch infiziert zu sein, kann anonym die Weitergabe der Spende verweigern. Das wird als vertraulicher Selbstausschuss bezeichnet. Dennoch erfolgt die Spende und das Blut wird auch untersucht, nur nicht an andere Menschen weitergegeben.
Hinweis: Falls Sie nähere Informationen zur Blutspende benötigen können Sie den Blutspendedienst des DRK unter der Telefonnummer 0800 11 949 11 oder per E-Mail erreichen. Termine finden Sie über den Terminfinder.
Sind Sport und Alkohol nach einer Blutspende erlaubt?
Der Körper hat durch das Blutspenden Flüssigkeit verloren. Trotzdem ist es danach nicht verboten, sich sportlich zu betätigen. Es wird geraten, zwölf Stunden danach keine ausdauernden Sportarten zu betreiben. Jedoch sollte es sich um moderate Bewegungen handeln. Zu viel Anstrengung sollten Spender:innen danach vermeiden. Jeder sollte aber individuell selbst einschätzen, ob er sich fit genug fühlt, sich zu bewegen. Auch vor der Blutspende spricht nichts gegen Sport. Alle Liebhaber von einem Feierabendbier oder einem Glas Wein wird geraten darauf nach der Spende zu verzichten. Denn Alkohol entzieht dem Körper Flüssigkeit. Gerade die muss er nach der Spende wieder herstellen. Wer sich unwohl fühlt, sollte auch nicht arbeiten. Es könnte nämlich zu einem Schwächeanfall kommen.
Welche Risiken gibt es?
Wie bei jedem Eingriff kann es auch bei einer Blutspende zu Nebenwirkungen kommen. Am häufigsten können Kreislaufprobleme, verbunden mit Schwindel und Bewusstlosigkeit auftreten. Auch Übelkeit und ganz selten Erbrechen sind möglich. Durch den Einstich kann sich die Einstichstelle entzünden, schmerzen oder einen Bluterguss entwickeln. Nach einer Plasmaspende wurden bereits ein Kribbeln zum Beispiel auf der Zunge, in den Fingern oder Zehen beobachtet. Das kommt von dem verabreichten gerinnungshemmenden Mitteln. In ganz seltenen Fällen können Hautnerven geschädigt werden.
Wie oft darf im Jahr gespendet werden?
Pro Jahr dürfen Frauen vier Mal und Männer sechs Mal Blut spenden. Zwischen Spenden müssen immer ein Abstand von mindestens acht Wochen liegen. Plasma kann bis zu 60 Mal im Jahr gespendet werden. Zwischen den Spenden müssen mindestens zwei Tage liegen, an denen nicht gespendet werden darf.
Gibt es Geld für eine Blutspende?
Blutspenden seien ein lukrativer Nebenverdienst, denken wahrscheinlich einige Menschen. Denn zum Beispiel bei einigen Blutplasmaspendezentren gibt es Geld für jede erbrachte Spende. Doch per Gesetz werden Spender:innen nicht bezahlt. Es ist eine freiwillige Aktion. Doch Zentren können eine Aufwandsentschädigung in Form von Geld, Gutscheinen oder Snacks anbieten.
Was wird bei einer Blutspende untersucht?
Bei jeder Blutspende untersucht das Personal das Blut auf irreguläre Blutgruppen-Antikörper, auf Antigene bzw. Antikörper gegen Syphilis, HIV, Hepatitis-B und Hepatitis-C. Außerdem werden die Blutgruppen und der Rhesus-Faktor bestimmt. Danach werden mittels eines PCR-Tests die Proben auf weitere Erreger wie Hepatitis-A, Hepatitis-B, Hepatitis-C-Viren, HI-Viren, Parovirus B19 (Anm. d. Redaktion: löst Ringelröteln aus und das West-Nil-Virus. Gerade Reiserückkehrer werden darauf untersucht.
Sind Infektionen durch gespendetes Blut möglich?
Seit Jahren hält sich eine Frage rund um die Blutspende hartnäckig: Sind Infektionen durch gespendetes Blut möglich? Laut § 12a Transfusionsgesetz wird durch Blutuntersuchungen (siehe oben) sichergestellt, dass die Proben frei von Krankheitserregern sind. Die Anforderungen sind hoch, das geht bereits bei der Spenderauswahl los. Außerdem gelten Hygieneregeln bei der Blutabnahme. Zusätzlich werden die Leukozyten (weißen Blutkörperchen) herausgefiltert. Das soll die Übertragung von krankmachenden Proteinen, den sogenannte Prionen, verhindern. Blutplasma wird vor der Gabe in Quarantäne geschickt. "Somit wird ein Plasma zur Transfusion erst dann freigegeben, wenn der Spender mindestens 4 Monate nach der Spende erneut unauffällige Testergebnisse für HIV, HCV, HBV und Syphilis vorweist", schreibt das RKI. Auch Untersuchungen bei Plasma und Erythrozyten sollen für Sicherheit sorgen. Das Risiko, sich mit Spenderblut zum Beispiel mit HIV zu infizieren, ist sehr gering. Es liegt laut RKI bei 1: 5 Millionen.
Dürfen Homosexuelle Menschen Blut spenden?
Homosexuelle Männer erlebten jahrelang bei der Blutspende Diskriminierung. Männer, die Geschlechtsverkehr mit anderen Männern haben, durften erst nach vier Monaten Blut spenden, wenn sie zuvor enthaltsam waren. Das hat die Bundesregierung abgeschafft und dafür das Transfusionsgesetz geändert. Nun dürfen Spender:innen nicht mehr wegen ihrer sexuellen Orientierung abgelehnt werden.
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