Gesundheit

Affenpocken 2022: 21 Tage Quarantäne! So will Karl Lauterbach das Virus bekämpfen

RKI-Präsident Lothar Wieler (l.) und Gesundheitsminister Karl Lauterbach stellten bei einer Pressekonferenz ihre Pläne zum Umgang mit den Affenpocken vor. Bild: picture alliance/dpa | Sina Schuldt

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Auch wenn sich das Leben größtenteils wieder normalisiert hat - die Corona-Pandemie ist noch immer nicht endgültig vorbei. Während weiterhin täglich Menschen an Covid-19 sterben, breitet sich eine weitere Krankheit weltweit aus: die Affenpocken! Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) sagt dem neuen Virus den Kampf an.

Karl Lauterbach empfiehlt Quarantäne für Affenpocken-Infizierte

Zum Eindämmen der ersten Fälle von Affenpocken in Deutschland soll für Infizierte generell eine angeordnete Isolation von mindestens 21 Tagen empfohlen werden. Das sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag, 24. Mai, am Rande des Deutschen Ärztetages in Bremen. "In den frühen Phasen einer Epidemie muss hart und früh reagiert werden." Die Empfehlung sei zusammen mit dem Robert Koch-Institut (RKI) entwickelt worden. Auch Kontaktpersonen von Infizierten sollen 21 Tage in Quarantäne.

Affenpocken 2022: SPD-Gesundheitsminister erwartet keine neue Pandemie

Karl Lauterbach betonte zugleich, was man aktuell mit den Affenpocken erlebe, sei "nicht der Beginn einer neuen Pandemie". Es handele sich um einen bekannten Erreger, und man wisse, wie man ihn bekämpfen könne. Der SPD-Politiker sagte auch, dass die Entwicklung sehr ernst zu nehmen sei. Es sei noch nicht bekannt, warum Ausbrüche international diesmal anders verliefen als in der Vergangenheit. Möglich sei, dass der Erreger oder die Anfälligkeit von Menschen sich verändert habe. Wenn Ausbrüche früh eingedämmt würden, könne man erreichen, dass sich der Erreger nicht bei Menschen einniste.

Affenpocken wurden bereits in mehreren Bundesländern nachgewiesen

An der Pressekonferenz am Rande des Deutschen Ärztetages nahmen auch RKI-Präsident Lothar Wieler und Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, teil. Mehrere Bundesländer meldeten bereits Nachweise der Infektionen, darunter bislang Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Berlin und Bayern. Proben zahlreicher weiterer Menschen werden analysiert, zudem suchen Behörden nach Kontaktpersonen nachweislich Infizierter.

Robert-Koch-Institut will Affenpocken-Ausbruch eindämmen

Das RKI geht derweil von einer Zunahme von Affenpocken-Erkrankungen in Deutschland aus. Es sei klar, dass weitere Fälle hierzulande zu erwarten seien, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler. "Unser Ziel ist es deshalb, den Ausbruch einzudämmen." Dies könne über erfolgreiche Kontaktnachverfolgung, Vermeiden von engen Kontakten zu Infizierten und Hygienemaßnahmen gelingen. Risikogruppen müssten achtsam sein.

Lauterbach: Bis zu 40.000 Dosen Pockenimpfstoff bestellt

Für den möglichen Fall einer weiteren Ausbreitung der Affenpocken in Deutschland sind laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach "bis zu 40.000 Dosen" Pockenimpfstoff bestellt worden. Das Vakzin namens Imvanex sei in den Vereinigten Staaten gegen Affenpocken zugelassen, sagte der SPD-Politiker am Rande des Deutschen Ärztetags in Bremen. Es gehe darum, vorbereitet zu sein auf eventuell nötige Impfungen von Kontaktpersonen von Infizierten (Ringimpfungen).

Der Impfstoff könne genutzt werden, um eine Ansteckung zu verhindern - aber auch, um bei bereits Angesteckten den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern oder zumindest zu verzögern. "Ich rechne damit, dass wir also hier eine Reserve in Kürze geliefert bekommen", sagte der Minister.

Seit 2013 ist Imvanex in der EU gegen die Pocken zugelassen. Eine Zulassung zur Vorbeugung von Affenpocken hat das Mittel in der EU nicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wies kürzlich darauf hin, dass dieser Impfstoff nicht flächendeckend verfügbar sei.

Britische Gesundheitsbehörden haben seit dem vermehrten Auftreten von Affenpocken in dem Land bereits mehr als 1.000 Dosen Imvanex an Kontaktpersonen verabreicht. Das teilte eine Sprecherin der UKHSA (UK Health Security Agency) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Weitere 3.500 Dosen seien auf Lager, fügte die Sprecherin hinzu.

Affenpocken-Virus verursacht meist nur milde Symptome

Auch wenn die weltweit erfassten Infektionen derzeit in erster Linie Männer betreffen, die Sex mit anderen Männern hatten: Eine Übertragung ist generell bei engem Kontakt und über kontaminierte Materialien möglich. Die Weitergabe über die Luft spielt - anders als etwa bei Corona - hingegen kaum eine Rolle. Anfang Mai war ein Affenpocken-Fall in Großbritannien nachgewiesen worden - Experten zufolge kursierte der Erreger da aber wohl bereits in vielen Ländern. Das Virus verursacht nach Angaben von Gesundheitsbehörden meist nur milde Symptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Hautausschlag. Affenpocken können aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen, in Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich. Folgen einer überstandenen Infektion können Narbenbildung und selten auch Erblindung sein.

RKI schätzt Gefährdung für die Gesundheit der Allgemeinbevölkerung als gering ein

Laut RKI-Präsident Lothar Wieler seien die Erreger nicht leicht von Mensch zu Mensch zu übertragen, nötig sei dafür enger Kontakt. Das Virus könne unabhängig von sexueller Orientierung, Geschlecht und Alter übertragen werden. Die Gefährdung für die Gesundheit der Allgemeinbevölkerung werde aber nach derzeitigen Erkenntnissen als gering eingeschätzt. Von den dem RKI bekannten Infizierten in mehreren Ländern hätten sich die meisten auf großen Veranstaltungen angesteckt, "die mit sexuellen Aktivitäten verbunden waren", sagte Wieler. Beim Auftreten von zum Beispiel ungewöhnlichem Ausschlag und Verdacht auf Affenpocken solle man unmittelbar zum Arzt gehen.

Alle aktuellen Informationen zum Affenpocken-Virus weltweit erhalten Sie in unserem News-Ticker. Über die Entwicklungen in Deutschland halten wir Sie hier auf dem Laufenden.

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/kns/news.de/dpa

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