Horst Seehofer hat Corona: Coronavirus-Infektion trotz Biontech-Impfung - wie kann das sein?
Von news.de-Redakteurin Claudia Löwe
11.05.2021 09.53
Coronavirus-Infektion trotz Impfung - immer wieder werden solche Fälle bekannt. Mit Horst Seehofer hat es nun ein weiteres Mitglied des Bundeskabinetts erwischt. Der 71-jährige CSU-Politikersei positiv auf das Virus getestet worden und befinde sich aktuell in häuslicher Isolation, teilte sein Sprecher Steve Alter am 10. Mai 2021 mit. Der Test sei am Montag durchgeführt worden. Der Minister habe derzeit keine Krankheitssymptome.
Coronavirus trotz Impfung: Horst Seehofer mit Sars-CoV-2 infiziert
Seehofer hatte in der vergangenen Woche unter anderem an einer Sitzung des Bundeskabinetts teilgenommen. Der CSU-Politiker war am 14. April erstmalig gegen Covid-19 geimpft worden. Er sei aufgrund seines Alters und seiner Vorerkrankungen berechtigt gewesen, sagte der 71-Jährige am Tag darauf. Ihm wurde das Präparat von Biontech/Pfizer verabreicht.
Seehofer lehnte Impfung mit Astrazeneca ab und bestand auf Biontech/Pfizer
Anfang April hatte die "Bild"-Zeitung berichtet, Seehofer habe einen Appell von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an die älteren Kabinettskollegen, sich mit dem Vakzin von Astrazeneca impfen zu lassen, zurückgewiesen. "Ich lasse mich nicht bevormunden", sagte er demnach zu "Bild".
In sozialen Medien hatte es Kritik an dieser Entscheidung gegeben - auch weil andere ältere Mitglieder des Kabinetts sich für eine Impfung mit Astrazeneca entschieden. Seehofer erklärte seine Haltung so: "Es kann jeder zu jedem Impfstoff seine persönliche Ansicht haben. Ich habe seit meiner Zeit als Gesundheitsminister zu Sicherheit bei Arzneimitteln eine bestimmte Einstellung, und die habe ich bis zum heutigen Tage."
Impfkampagne gegen das Coronavirus: Diese Impfstoffe gibt es aktuell in Deutschland
Der Coronavirus-Impfstoff von Biontech/Pfizer, auch unter dem Produktnamen Comirnaty bekannt, gehört zu derzeit vier in Deutschland zugelassenen Impfstoffen gegen Covid-19. Das Biontech-Vakzin, das seine Deutschland-Zulassung am 21.12.2020 erhielt, gehört ebenso wie der Impfstoff von Moderna zu den mRNA-Vakzinen, während es sich bei den Impfstoffen von Astrazeneca (auch unter dem Handelsnamen Vaxzevria geläufig) und Johnson & Johnson (Covid-19 Vaccine Janssen) um sogenannte Vektorimpfstoffe handelt.
Wie wirkt der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer?
Das Comirnaty-Vakzin beinhaltet sogenannte Boten-RNA, welche das menschliche Immunsystem mit dem Bauplan des Spike-Proteins des Coronavirus konfrontiert. Basierend auf diesen Informationen ist das Immunsystem in der Lage, Antikörper zum Schutz vor einer Coronavirus-Infektion aufzubauen - man spricht dabei von einer humoralen Immunantwort. Die Boten-RNA im Comirnaty-Vakzin hat nur eine kurze Lebensdauer im menschlichen Körper und wird rasch nach der Impfung abgebaut, wobei es keine bleibenden Veränderungen am menschlichen Erbgut gibt.
Weshalb ist die zweite Impfdosis mit Biontech im Abstand von drei Wochen so wichtig?
Der aktuellen Einschätzung des Paul-Ehrlich-Institutes, das als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel verantwortlich zeichnet, ist das Biontech/Pfizer-Vakzin für Impflinge ab 16 Jahren geeignet. Um seinen vollen Impfschutz zu entwickeln, muss der Comirnaty-Impfstoff in zwei Dosen verabreicht werden. Nach der ersten Impfung sollten der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zufolge drei Wochen verstreichen, bevor der zweite Impftermin stattfindet. Wie Virologin Sandra Ciesek, ihres Zeichens Leiterin des Instituts für Medizinische Virologie in Frankfurt/Main im NDR-Podcast "Das Coronavirus-Update" erklärte, müsse dieser zeitliche Abstand dringend eingehalten werden, um die Immunantwort nicht zu gefährden. Nach der Erstimpfung bildet das Immunsystem erste Antikörper, die im Rahmen der sogenannten Affinitätsreifung verfeinert werden. Die zweite Impfdosis verpasst dem Immunsystem dann einen wichtigen Push, das sogenannte immunologische Gedächtnis wird aktiviert und sorgt für längerfristigen Coronavirus-Schutz.
Kein vollständiger Corona-Schutz nach der ersten Impfung mit Biontech
Etwa zwei Wochen nach der ersten Impfung mit Biontech/Pfizer ist Studien zufolge der Impfschutz vor einer Coronavirus-Infektion mit schwerem Verlauf, Krankenhausaufenthalt oder Tod bereits zu etwa 92 Prozent gegeben, doch erst der zweite Pieks verfestigt den Schutz. Derzeit geht man davon aus, dass der Schutz vor einer Coronavirus-Infektion erst 14 Tage nach der Zweitimpfung voll ausgereift ist und dann Studien zufolge bei 95 Prozent liegt. Das bedeutet, dass man sich - wie im Falle von Horst Seehofer - nach der ersten Impfung mit Biontech/Pfizer durchaus mit dem Coronavirus anstecken und die Infektion weiterverbreiten kann. Die Einhaltung von Maskenpflicht, Abstandsregeln und Hygienegeboten ist also auch nach der Impfung dringend erforderlich.
Da das Biontech/Pfizer-Vakzin erst seit kurzer Zeit verimpft wird, gibt es noch keine belastbaren Daten zu Risiken und Nutzen zu der Frage, ob Impfungen mit unterschiedlichen Präparaten indiziert sind. Derzeit gilt: Wer bei der Erstimpfung Biontech/Pfizer erhalten hat, wird auch beim zweiten Termin mit diesem Impfstoff geimpft.
Impfreaktionen bei Biontech/Pfizer: Welche Nebenwirkungen gibt es?
Wie bei jeder Impfung kann es auch nach der Verabreichung von Comirnaty zu unerwünschten Begleiterscheinungen kommen. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) fasst die bekannten Nebenwirkungen und Komplikationen regelmäßig in einem Sicherheitsbericht zusammen. Der Statistik zufolge gab es bei rund 10,7 Millionen Biontech-Impfungen etwa 12.400 Verdachtsfälle auf Nebenwirkungen oder Komplikationen - das entspricht einer Rate von 0,1 Prozent. Zu den am häufigsten beobachteten Reaktionen gehören Schmerzen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Fieber oder Schüttelfrost. In nahezu allen Fällen waren die Impfreaktionen vorübergehender Natur und wenige Tage nach der Impfung abgeklungen. Zudem war zu beobachten, dass die Impfreaktionen nach der Zweitimpfung mit Biontech/Pfizer bisweilen stärker ausgeprägt waren als bei der Erstimpfung.
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loc/news.de/dpa