Mythos oder Wahrheit: Ist Kaffee tatsächlich «Flüssigkeitsräuber»?
Von news.de-Redakteurin Claudia Löwe
15.02.2018 12.46
Verfechter der These, Kaffee trockne den Körper aus, führen immer wieder die Sitten in gehobenen Kaffeehäusern in Italien oder Wien an. Dort gäbe es zum Espresso ungefragt ein Glas Wasser kostenlos dazu – ein klarer Beweis, dass das Servicepersonal den Gast darauf hinweisen will, dass der kräftige Koffeintrunk dem Körper wertvolle Flüssigkeit entziehe, die ausgeglichen werden müsste. Und wenn es die Italiener und Österreicher als Kaffeekenner par excellence nicht wissen, wer dann?
Koffein wirkt harntreibend
Wissenschaftler haben sich dieser Behauptung ebenfalls angenommen. Ihr Fazit: Kaffee, egal in welcher Darreichungsform, trocknet den Körper nicht auf gefährliche Weise aus. Allerdings kennen viele Kaffeetrinker das Gefühl, dass nach dem Genuss des cremigen Cappuccinos oder dampfenden Espressos der Gang zur Toilette angebracht wäre. Schuld daran ist das Koffein, das harntreibend wirkt. Doch selbst wenn Kaffeetrinker häufiger auf die Toilette müssen: Sie verlieren dabei keinesfalls mehr Flüssigkeit, als wenn sie Wasser oder Tee zu sich nehmen würden.
Außerdem gewöhnt sich der Körper mit der Zeit an die harntreibende Wirkung des Koffeins. Deshalb fällt Menschen, die nur hin und wieder die Kaffeetasse an die Lippen führen, dieser Effekt stärker auf als Mitmenschen, die täglich mehrere Tassen Kaffee zu sich nehmen.
Für das kostenlos kredenzte Glas Wasser im Café gibt es übrigens auch andere plausible Erklärungen. Kenner schwören darauf, vor dem Genuss des Koffeintrunks ihren Durst mit Wasser zu stillen – andere sind überzeugt, dass sich mit dem Schluck Wasser andere Geschmacksträger in der Mundhöhle neutralisieren lassen und der Kaffee anschließend noch besser genossen werden kann. Auch empfindliche Mägen können vom angebotenen Wasser profitieren: Durch die zusätzliche Flüssigkeitszufuhr wird der Kaffee im Magen gestreckt und damit bekömmlicher.
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