Phantom-Virus: Eine Verschwörung namens Aids
Von news.de-Redakteur Frank Willberg
06.04.2013 15.31
An Aids ist noch niemand gestorben. Richtig. Aber Immunschwäche lässt Menschen sehr wohl an vielerlei Infektionskrankheiten sterben. Ein Aids-Test beweist keine HIV-Infektion. Richtig, sowohl der Suchtest als auch der Bestätigungstest weisen nur Antikörper nach, die der Körper als Reaktion auf das HI-Virus bilden soll.
Wie bei anderen indirekten Tests auch gelten definierte Grenzwerte, welche Anzahl Antikörper im Blut als positiv gilt und welche negativ, dabei sind Fragen nach Infektion oder auch Impfschutz absolute Ja-Nein-Fragen. Nur werden sie von Medizinern mehr behauptet als eindeutig abgeleitet.
Die «Aids-Leugner» haben trotzdem keinen leichten Stand in der Wissenschaft. Ihr bestes Argument ist der Huw Christie Preis. Mitte 2002 bot Alexander Russell 20.000 Dollar Belohnung für denjenigen, der einen HI-Virus isoliert und fotografiert und damit seine Existenz zweifelsfrei belegt. Mittlerweile hat Russell das Preisgeld auf 100.000 Dollar erhöht. Der Anreiz ist gegeben, HIV nach gängigen medizinischen Standards zu finden. Aber der direkte Beweis steht weiter aus.
Der «Nachweis» von HIV und Aids
Luc Montagnier gilt als Entdecker des HIV (1983) und erhielt dafür mit Francoise Barré-Sinoussi den Medizin-Nobelpreis (2008). Als Anfang der 80er Jahre vor allem jungen Amerikaner auffallend häufig an einer ungewöhnlichen Form von Lungenentzündungen sterben, wobei deren Immunsystem nicht aktiv wird, macht die US-Gesundheitsbehörde CDC daraus eine Immunschwächekrankheit und nennt sie Aids. Im Oktober 1985 stirbt ein erster Prominenter, der US-Schauspieler Rock Hudson, an den Folgen der Immunschwäche, wodurch eine breitere Öffentlichkeit auf Aids aufmerksam wird.
Aber dass der HI-Virus bestenfalls indirekt nachgewiesen wird, beziehungsweise uneindeutige Zellbestandteile, bietet Angriffsfläche für die Aids-Leugner, in deren Lager sich Chemiker, Virologen und Mediziner befinden, zu den prominentesten zählen Professor Etienne de Harven, Professor Peter Duesberg und Nobelpreisträger Kary B. Mullis. Auch der emeritierte Virologe Professor Heinz-Ludwig Sänger steht zum Vorwurf «Mythos HIV».
2010 überraschte sogar Montagnier selbst mit einer neuen Nachweismethode von Virusinfektionen wie HIV: Wasserlösungen mit Viren würden bestimmte niederfrequente Radiowellen auszusenden. Dieser Ansatz, der der Wassergedächtnislehre der Homöopathie nahe steht, ist heftig umstritten. Schon im Jahr zuvor behauptete der HIV-Entdecker, dass gesunde Ernährung, Antioxidantien und Hygiene im Kampf gegen Aids wichtiger seien als Medikamente.
Die Grenze zwischen Wissenschaft und Esotherik verschwimmt bisweilen im Nebel der Verschwörungstheorie. Leugner werden Verschwörer oder klagen, selbst das Opfer von Verschwörungen zu sein. Aber der Vorwurf wirtschaftlicher Abhängigkeit von der Pharma-Industrie an die etablierte Medizin beweist noch nichts.