Gesundheit

Waldpilze: So werden Sie zum erfolgreichen Sammler

Der Ausflug in den Wald hat sich für diesen Pilzfreund gelohnt. Bild: dpa

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Richtige Ausrüstung

Das darf keinem Pilzerforscher fehlen: Ein Korb, ein Messer und eine erfahrene Begleitung, wie Günther Groß, Vorsitzender der Pilzfreunde Augsburg-Königsbrunn, erklärt. Wem das Fachwissen auf zwei Beinen bei der Pirsch fehlt, der kann die nötige Unterstützung durch Bücher bekommen. Aber: Mindestens zwei aktuelle Exemplare dabei haben, «denn die alten können noch Weisheiten beinhalten, die nicht stimmen».

Das Messer ist dazu da, die Pilze vom Dreck zu befreien und zu putzen. Übrigens: Jahrelang wurde kontrovers diskutiert, wie die Pilze aus dem Boden genommen werden sollten. Abschneiden oder herausdrehen? Klare Antwort vom Experten: Beides ist erlaubt. Denn es bleibt genügend Myzel in der Erde zurück, um neue Pilze aus dem Boden schießen zu lassen.

Laut Groß hat das Herausdrehen einen entscheidenden Vorteil. Denn: Ob ein Pilz essbar oder giftig ist, lässt sich anhand eines Hautsackes am Stil erkennen. Ist dieser dran, handelt es sich um einen giftigen «Schwammerl». So können tödliche Verwechslungen vermieden werden, denn in diesem Jahr befürchtet das Giftinformationszentrum (GIZ-Nord) durch die enorm ertragreiche Pilzsaison doppelt so viele Vergiftungen wie sonst. 

Wie Sie beispielsweise den leckeren Champignon vom tödlichen Knollenblätterpilz unterscheiden können, entnehmen Sie der animierten Grafik.

Apropos Vergiftung: Es muss nicht immer der Pilz sein, der den Sammler zur Kloschüssel treibt. Von einer sekundären Vergiftung ist die Rede, wenn die Pilze verfault sind, aber dennoch gegessen werden. Das kann passieren, wenn Pilze beim Sammeln in Plastiktüten oder Rucksäcke gepackt werden. Durch die Lagerung entsteht Kondenswasser, zudem werden die Pilze leicht gequetscht und verderben so schneller. Deswegen: Das Sammelgut immer in einem Korb lagern.

Wo finde ich kapitale Pilze?

Pilze gedeihen überall. Wer sich als Anfänger auf die einfacher bestimmbaren Röhrlinge wie Steinpilze oder Rotkappen beschränken will, sollte sich auf den Waldboden konzentrieren. Er wird dort fündig, wo der Grund nicht von zu vielen krautigen Pflanzen bedeckt ist. Unter Birken, Hainbuchen und Pappeln finden sich bis in den November Rotkappen. Maronenröhrlinge lieben saure Böden und wachsen vorwiegend unter Kiefern und Fichten.

Kleine Orientierungshilfe: Viele Röhrenpilze haben ihre Namen ihrem großen Bruder, dem Baum, zu verdanken. Der Birkenpilz wächst meist unter Birken, die Eichenrotkappe häufig unter Eichen. Auch beim Kiefern- und dem Eichensteinpilz oder beim Erlengrübling kann man die Standortvorlieben am Namen ablesen. Der Goldröhrling ist nur unter Lärchen zu finden.

Wer erfolglos von der Pilzpirsch zurückkommt, weil andere Sammler schneller auf Zack waren, nicht verzagen: Pilze mögen Feuchtigkeit und Wärme - nach ein paar Tagen Regen und milden Temperaturen stehen die Chancen auf einen prall gefüllten Korb mit Pilzen wieder gut. Und: Hat der Pilzkenner ein Exemplar gefunden, sucht er in der Nähe nach weiteren. Denn das Myzel eines Pilzes bildet oft mehrere Fruchtkörper. Es kann sich auch lohnen, nach wenigen Tagen oder Wochen an derselben Stelle nachzuschauen. 

Bayern strahlt am stärksten

Neben dem Giftpotenzial gibt es bei Pilzen eine weitere Unsicherheit, die dem Feinschmecker den Appetit verderben könnte: die radioaktive Strahlung. Deutschlandweit strahlt Bayern selbst 24 Jahre nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl noch am stärksten. Das macht sich vor allem bei den Schwammerln bemerkbar.

Die ausgiebigen Regenfälle nach dem Unglück 1986 haben vor allem Südbayern und den Bayrischen Wald verseucht. Das Problem: Die unterirdischen Pilzpflanzen nehmen Caesium 137 seit Jahren auf und speichern es. Das radioaktive Material zerfällt nur langsam. Experten des unabhängigen Umweltinstitutes München schätzen, dass die radioaktive Belastung bei Pilzen nach 30 Jahren erst zur Hälfte abgebaut sein wird.

Gefährlich oder nicht?

Ob verstrahlte Pilze auf den Körper wirken, ist umstritten. Das Bundesamt für Strahlenschutz erklärt, niemand müsse mit gesundheitlichen Folgen rechnen, wenn Speisepilze normal zubereitet und in üblichen Mengen verzehrt würden.  Das bayerische Forstamt hat dazu als Faustformel zwei Pilzportionen mit jeweils bis zu 250 Gramm  pro Woche herausgegeben. 

Das unabhängige Umweltinstitut München rät im Freistaat dagegen zur Vorsicht. Kinder und Schwangere sollten auf Waldpilze verzichten, warnt Christina Hacker, Leiterin der Arbeitsgruppe Radioaktivität. Vor allem Maronen, Birkenröhrlinge und Semmelstoppelpilze speichern die radioaktiven Stoffe. Wie Messungen in Bayern ergaben, wurden Werte über 1000 Becquerel (Bq) je Kilogramm ermittelt. Wald- und Wiesenchampignons gelten mit Werten unter 10 Bq pro Kilo selbst in Bayern als unkritisch. Zum Vergleich: Der Handelsgrenzwert für Lebensmittel liegt laut Strahlenschutzverordnung bei 600 Becquerel pro Kilogramm.

Apropos Warnung: Wer beim Wochenend-Trip in Österreich auf Pilz-Safari unterwegs ist, muss aufpassen. In der Alpenrepublik sind Pilz-Sheriffs unterwegs, die die gesammelten Mengen kontrollieren. Wie das Österreichische Lebensmittelministerium erklärt, dürfen pro Person nicht mehr als zwei Kilogramm Pilze im Körbchen liegen - ab fünf Personen dürfen es insgesamt nur fünf Kilogramm sein. Wer sich nicht daran hält, muss mit Strafen von bis zu 100 Euro rechnen, zudem wird die mühsam gesammelte Beute konfisziert.

ham/reu/news.de