Gesundheit

Lebensmittelvergiftung: Endstation Klo

Gerade im Sommer ist man für Lebensmittelvergiftungen anfälliger. Der Gang zur Kloschüssel ist damit vorprogrammiert. Bild: istockphoto

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Gerade jetzt machen einige Speisen besonders großen Appetit: Nudel- und Eiersalat zum gegrillten Hähnchenfleisch, ein leckeres Eis zwischendurch und als krönender Abschluss ein Tiramisu. Doch ein paar Stunden später brodelt es in Darm und Magen. Dann geht alles ganz schnell. Denn nicht nur die Kalorien im Bauch vermehren sich.

Bakterien dringen in den Magen-Darm-Trakt ein, vermehren sich dort und rufen Beschwerden hervor, sagt Dr. Heribert Keweloh, freiberuflicher Mikrobiologe aus Oberhausen. Zu den klassischen Auslösern einer Lebensmittelvergiftung zählen Campylobakter-Arten, Salmonellen (die häufigste Erkrankungsform), Listerien und Noroviren – die vor allem in Urlaubsländern häufiger vorkommen.

«Jedes Jahr erkranken 20 bis 50 Prozent der international reisenden Menschen an Reisedurchfall, häufiger als bisher vermutet aufgrund von Noroviren», erklärt Peter Walger vom Berufsverband Deutscher Internisten. Walger berichtet von einer US-Studie. Die Forscher fanden bei Indien-Reisenden in 23 Prozent der Fälle Noroviren, bei Urlaubern in Guatemala und Mexiko waren 17 beziehungsweise vier Prozent mit Noroviren infiziert. Damit ist es die häufigste Erkrankungsart. Bislang gebe es laut Experten keine Impfung.

Die Erreger befallen, laut Keweloh, bevorzugt eiweißreiche Lebensmittel wie Fleisch, Geflügel und Fisch. Besonders gefährlich ist es, diese roh - etwa als Sushi oder Tartar - zu verputzen. Auch Eier – ob in der Urform oder verarbeitet zu Dips, Mayonnaisen, Kuchenfüllungen sowie Cremeeis – Salat, Kartoffelsalat, Rohmilch und Käse sind gefährdet.

Verlauf der Lebensmittelinfektion

Die ersten Anzeichen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfe treten rasch auf. Wie das thüringische Gesundheitsministerium mitteilt, beträgt beispielsweise die Inkubationszeit bei Salmonellen zwischen einer und fünf Stunden. Innerhalb weniger Tage, je nach Schweregrad, gehen die Beschwerden wieder zurück. Einen Sonderfall stellt das Bakterium Clostridium botulinum dar. Sein Toxin ist ein Nervengift, das neben Übelkeit und Durchfall vor allem zu Sehstörungen und Atemlähmungen führen und damit lebensgefährlich sein kann. Treten zwölf bis 36 Stunden nach dem Essen solche Beschwerden auf, muss sofort ein Arzt verständigt werden. Ein Indiz für das Vorkommen des Erregers sind aufgeblähte Konservendosen.

Besondere Vorsicht gilt bei Schwangeren. Auch bei Babys, Kleinkindern, alten Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem kann eine Lebensmittelvergiftung schwerer verlaufen. Deshalb ist hier unbedingt ein Arztbesuch angeraten. Auch wenn die Symptome länger als drei Tage anhalten, Beschwerden wie Fieber oder blutiger Durchfall auftreten, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Wie kann man sich am besten gegen Bakterien schützen?

Vorbeugen kann man mit ein paar Hygieneregeln: Vor und nach dem Zubereiten von Speisen sollte man sich gründlich die Hände waschen. Da Geflügel besonders oft mit Keimen belastet ist, sollte dies nach jeder Berührung mit dem Fleisch passieren. Fleisch, Geflügel oder Fisch dürfen zudem beim Vorbereiten nicht auf demselben Brett wie Salat und kalte Beilagen liegen. Sonst werden Keime schnell auf andere Lebensmittel übertragen.

Tauwasser und Verpackungen von Fleischwaren sollten umgehend beseitigt werden. Reinigen Sie auch die benutzten Arbeitsflächen nach jedem Gebrauch und wechseln Sie regelmäßig Schwämme, Spülbürsten und Lappen.

Beim Lebensmitteleinkauf im Sommer gilt: Je weniger, desto besser. Leicht verderbliche Speisen sollten am besten getrennt voneinander im Kühlschrank lagern. Ansonsten gilt: Kochen, braten oder garen Sie Fleisch, Fisch oder Geflügel ausreichend, dann werden die meisten Erreger abgetötet. Es gibt allerdings Bakterien, die selbst 30 Minuten Kochen bei 100 Grad Celsius überdauern. Hier hilft nur, immer wieder gründlich die Hände zu waschen und empfindliche Lebensmittel von anderem Essen fernzuhalten.

Bei Reisen ins Ausland ist es ratsam, Wasser nicht aus der Leitung zu trinken oder zum Kochen zu verwenden. «Da auch Leitungswasser in Ländern mit niedrigerem Hygienestandard häufig verunreinigt ist, sollte man nur Wasser aus originalverpackten Flaschen trinken und zum Zähneputzen verwenden», rät Walger.

Wie kann man im Falle des Falles schnell wieder zu Kräften kommen?

Ärzte verschreiben oft Arzneimitteln wie Loperamid. Die stopfenden Tabletten helfen zwar gegen den Durchfall, halten aber auch das krankmachende Toxin im Darm zurück. Geriebener Apfel oder Bananen sind eher zu empfehlen.

Kommt es zu einer Durchfallerkrankung, muss der Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust ausgeglichen werden. «Am besten sind dazu spezielle Elektrolytpulver geeignet, die mit einwandfreiem Wasser angerührt werden können. Notfalls kann man ein ‹Durchfallgetränk› auch aus einem Liter Schwarztee zubereiten, in den man einen Teelöffel Salz, zehn Teelöffel Zucker sowie ein Glas Orangensaft aus einer Originalverpackung mischt», erklärt Walger.

Ganz wichtig: Die gereizte Magensäure muss neutralisiert werden. Hilfreich sind dabei beispielsweise zuckerarme Waffeln wie Zwieback oder Haferflockenkekse. Außerdem muss der Körper wieder zu Kräften kommen. Um den Kohlenhydrat-Speicher schnell wieder aufzufüllen, bieten sich Reis, Vollkornnudeln und Kartoffeln an. Um den Darm wieder mit «guten» Bakterien zu versorgen, sollte der Patient zuckerarme Milchprodukte wie Quark und Joghurt essen.

Eine erfolgreiche Therapie ist die Rollkur mit Kamillentee, die entzündungshemmend wirkt. Dabei wird jeweils ein Viertelliter Kamillentee getrunken und sich dann bis zu 15 Minuten auf jede Seite des Körpers gelegt.

ham/reu/news.de