Pralle Aussichten: Der deutsche Busen wächst
Von news.de-Redakteurin Claudia Arthen
23.12.2011 10.50
Das Projekt «Mieder» bringt es zutage: Die deutschen Frauen haben locker eine Handvoll mehr Busen zugelegt. Eine Messung des Bekleidungsphysiologischen Instituts Hohenstein in Bönnigheim (Baden-Württemberg) ergab, dass der Brustumfang in den vergangenen 15 Jahren durchschnittlich um 2,3 Zentimeter gewachsen ist.
Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF), führt das in erster Linie auf die reichhaltigere und üppigere Ernährung unserer Wohlstandsgesellschaft zurück. «Es wird mehr und kalorienhaltiger gegessen», erklärt Albring. Das hat Folgen: Mehr ungesunde, gesättigte Fette und Zucker lassen den Zeiger der Waage nach rechts ausschlagen. Und wer dicker wird, lagert nicht nur mehr Fett rund um Hüften und Po an, sondern auch in den Brüsten, die ohnehin neben Drüsen- und Bindegewebe vor allem aus Fettgewebe bestehen. «Mehr Fettgewebe im Körper bedeutet zugleich auch mehr unkontrollierte Hormonproduktion», sagt der BVF-Präsident. Auch das lässt die Brüste praller werden.
Der Grundstein wird bereits im Kindesalter gelegt. Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter Fettleibigkeit (Adipositas). Das wiederum hat eine früher einsetzende erste Regelblutung und einen früheren Beginn des Brustwachstums zur Folge, sagt Albring.
Die Antibabypille hat dagegen keinen Einfluss auf die Größe der Brust. «Vor allem junge Mädchen glauben, sie könnten ihren Busen mit Hilfe der Pille zum Wachsen bringen. Aber das funktioniert nicht», sagt Albring. Die Pille könne manchen Mädchen und Frauen zwar das Gefühl geben, dass ihr Busen wachse. Aber eine kleine Brust werde davon nicht dauerhaft größer. Der Gynäkologe räumt auch auf mit dem Vorurteil, die Pille mache insgesamt dicker. Auch das lasse sich durch keine einzige Studie belegen.
Der Mediziner rät Frauen, nicht nur beim Sport einen stützenden Büstenhalter (BH) zu tragen, um die Belastung des Brustgewebes zu verringern. Denn durch ein ungehindertes Auf und Ab der Brüste könne es zu einer dauerhaften Überdehnung des Bindegewebes kommen – mit der Folge, dass die Brust sich absenkt.
Mit zunehmendem Alter und damit nachlassender Elastizität des Bindegewebes hängen insbesondere größere Brüste. Die Meinung, dass ein solcher Effekt durch ständiges Tragen eines BHs wegen der permanenten Entlastung der Bindehaut verstärkt werden könnte, ist Albring zufolge wissenschaftlich nicht belegt. «Das Tragen eines stützenden BHs ist nicht nur beim Sport, sondern allgemein für die Formstabilität und den Erhalt der Schönheit der Brüste vorteilhaft», sagt der Frauenarzt.
Schon junge Mädchen sollten ab dem Beginn des Brustwachstums mit dem Tragen von BHs oder Bustiers beginnen. «Hinzu kommt, dass bei großen Brüsten ein Büstenhalter den Rücken entlasten kann», sagt Albring. Damit der Büstenhalter seine Funktion gut erfüllen kann, sollte man immer auf den richtigen Sitz und die richtige Größe achten. «Wenn ein BH zwickt und kneift, hoch rutscht oder die Träger in die Schultern schmerzhaft einschneiden, ist das Modell ungeeignet», erläutert Albring. Wenig geeignet sind auch Modelle, die beiden Brüste zur Mitte hin zusammendrücken. Denn der Hautüberschuss führt mit der Zeit zu unschönen Falten.
Ein optimaler BH sollte am Brustkorb gut anliegen und am Rücken waagerecht sitzen. Sitzt er höher, dann ist er entweder zu weit oder die Körbchengröße zu klein. Am Ausschnitt und unter den Armen sollte nichts herausquellen, und das Unterbrustband sollte nicht zu stramm sein: Zwei Finger sollten noch bequem darunter passen. Albring empfiehlt, den BH vor dem Kauf zu testen, sich dabei vor einem Spiegel zu stellen und auf den Zehenspitzen zu wippen. Wenn die Brust dabei nicht schaukelt, hat man das richtige Modell erwischt.
reu/news.de