Problemzone Bauch: So werden Männer ihre Plauze wieder los
Von news.de-Redakteurin Claudia Arthen
19.06.2012 10.13
Frauen setzen Fett bevorzugt an Hüften und Oberschenkeln an und haben große Mühe, es wieder loszuwerden. Denn es wird dort, genetisch bedingt, als Polster für Schwangerschaft und Stillzeit gespeichert. Männer haben eine andere Problemzone: den Bauch, umgangsprachlich auch Bierbauch genannt.
«Das ist teilweise durch die Steinzeit bedingt, weil die Männer die Beine frei haben mussten zur Jagd, und deswegen hat es sich im Lauf der Evolution als vorteilhaft bei den Männern herausgestellt, die Energie bei Nahrungsüberangebot in Form von Fett im Bauchbereich zu speichern», erklärt Professor Ingo Froböse, Leiter des Zentrums für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln.
Da die Steinzeit schon ein paar Jahre zurückliegt, können sich die Männer auf diesem Argument nicht mehr ausruhen. Sie können die Wampe auch nicht alleine dem Bierkonsum anlasten. Bislang ist es noch in keiner wissenschaftlichen Studie gelungen, einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und Bierkonsum herzustellen. «Die Gründe für einen dicken Bauch sind meist nicht allein im Bier, sondern in einer insgesamt zu fetten und kalorienreichen Ernährung sowie in zu wenig Bewegung zu suchen», sagt Froböse. «Je älter wir werden», so der Sportwissenschaftler, «desto weniger bewegen wir uns und um so schneller wächst leider auch der Bauch.»
Brüste wachsen und die Libido leidet
Was viele unterschätzen: Der Bierbauch stellt ein großes Gesundheitsrisiko dar. «Denn der Bauch ist sehr viel stärker am Stoffwechsel beteiligt als es die Hüften oder die Oberschenkel der Frau sind», sagt Froböse. Der Bierbauch wird daher für eine Vielzahl von Krankheiten verantwortlich gemacht. Dazu gehören der Herzinfarkt, Diabetes, Bluthochdruck und der Schlaganfall. Des Weiteren erhöht ein Bierbauch das Risiko für Thrombose. Ursache hierfür ist eine chronisch-entzündliche Gewebeerkrankung im Bauchfett. Neben einem gesteigerten Alzheimer-Risiko wird die Bauchfülle auch als Ursache für verschiedene Krebserkrankungen gesehen.
Doch damit nicht gnug: «Männer mit zu viel Pfunden auf den Rippen weisen häufig einen zu niedrigen Spiegel des in den Hoden produzierten Sexualhormons auf», sagt Froböse. Das zusätzliche Bauchfett wandelt das «Männerhormon» Testosteron in weibliches Östrogen um: Brüste wachsen und die Libido leidet - mit ernsthaften Folgen für die Gesundheit. «Denn sexuelle Unlust und Probleme mit der Potenz gelten als Vorboten ernsthafter Krankheiten», sagt Froböse. Bleibt die Erektion aus, können gefäßschädigende Krankheiten die Ursache sein.
Froböse rät daher allen Männern mit mehr als 102 Zentimetern Bauchumfang, sich von einem Arzt durchchecken zu lassen. Er hat aber auch einen kleinen Trost für alle Betroffenen parat: Männer bekommen ihr Fett schneller wieder los als Frauen. «Jemand, der sich wirklich aufmacht und regelmäßig Ausdauertraining betreibt oder auf sein Bier verzichtet und stattdessen auch einmal ein Glas Wasser nimmt, hat relativ gute Aussichten, den Bauch auch wieder los zu werden», meint Froböse.
Langsames Laufen ist der bessere Fettkiller
Von einer schnellen Joggingeinheit zwischendurch rät er aber ab: «Wer glaubt, er tue seinem Körper damit etwas Gutes, der irrt.» Typisch für den Mann sei, dass er sich auch beim Sport überfordere oder völlig fehl einschätze. «80 Prozent der Jogger laufen viel zu schnell», sagt der Experte. Das habe Konsequenzen negativer Art: Der Harnsäurespiegel steigt, der Cholesterinspiegel verändert sich negativ und vor allem schläft man schlechter. «Deswegen sollte gerade Männer darauf achten, dass sie sich beim Sport eher unterfordern», lautet Froböses Rat. Langsames Laufen sei auf jeden Fall der bessere Fettkiller.
Die ideale Training besteht aus einem Ausdauertraining mit langsamen, längeren Lauf- oder Walkingeinheiten sowie einem Training zur Stärkung der Muskulatur. Sport allein reicht aber nicht aus, um abzunehmen. Das Training sollte daher kombiniert werden mit einer Umstellung auf eine gesunde, fettarme Ernährung.
Und man braucht Geduld. Denn der Bauch wächst viel schneller als er wieder verschwindet. Aber es gibt auch positive Nachrichten für alle Männer: «Es ist nie zu spät, mit dem Training zu beginnen», meint Froböse. «Die Muskulatur kennt keine biologische Uhr. Die älteste Muskelzelle, die selbst ein Johannes Heesters mit seinen 105 Jahren hat, ist 15 Jahre alt.»
kat/news.de