Die Märchenreihe «6 auf einen Streich» läuft seit Jahren erfolgreich in der ARD. An den Weihnachtsfeiertagen zeigt der Sender neue Märchenfilme für Jung und Alt, die treffend besetzt und mit Lust an der Übertreibung gespielt sind.
Weihnachtszeit ist Märchenzeit: Wie jedes Jahr sind auch derzeit wieder zahlreiche bekannte Märchenfilme im Fernsehen zu sehen. Seit einigen Jahren präsentiert die ARD - über die Weihnachtsfeiertage verteilt - aufwendig ausgestattete Neuverfilmungen bekannter Märchenfilm-Klassiker. Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag sind gleich vier neue Filme aus der Reihe «6 auf einen Streich» zu bestaunen. Gute Nachricht für Märchenfans: Bis 2012 will die ARD unbedingt weitermachen. Weil dann ein Jubiläum ansteht: Vor genau 200 Jahren erschien das Märchenhausbuch der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm.
Das blaue Licht
Eines ihrer Märchen heißt Das blaue Licht. Darin kehrt der Soldat Jakob (Christoph Letkowski) mit seiner Truppe aus dem Krieg zurück. Der König feiert die Mannschaft, betrügt sie aber um ihren verdienten Lohn. Und so zieht Jakob wütend und verletzt weiter. Dabei durchquert er einen Wald und gerät an eine Hexe (Veronica Ferres). Das Aufeinandertreffen passt ihr wunderbar: Denn sie ist ohnehin auf der Suche nach einem neuen kräftigen Mann, der ihr blaues Licht aus einem Brunnen holt.
Offensichtliches Highlight dieser Neuverfilmung ist Christan Tramitz (Bullyparade, Der Schuh des Manitu, Jerry Cotton), der seinen Geist mit genügend Eigenwillen und Frechheit ausstattet. Dabei spielt er sich nicht in den Vordergrund, sorgt aber für ein gesundes Maß an Pointen. Und Jakob-Darsteller Letkoskis beweist in einer Szene Mut: Er steht splitternackt da.
Derweil ist Veronika Ferres in einer Filmrolle zu sehen, in der sie TV-Zuschauer bislang noch nicht sahen: als Hexe. Perfekte Unterhaltung also für einen Weihnachtsnachmittag.
Das blaue Licht, Samstag, 25. Dezember, 15.40 Uhr, Das Erste
Die Prinzessin auf der Erbse
Direkt im Anschluss, also 16.40 Uhr, zeigt die ARD eine weitere TV-Premiere: DIe Prinzessin auf der Erbse. Und die sieht so aus: Viel Zeit bleibt dem König (Michael Gwisdek) nicht mehr. Er feiert schon bald seinen 70. Geburtstag und muss dann seine Krone abgeben. Einen Prinzen (Robert Gwisdek) gibt es schon, doch wird dieser erst dann König, wenn er eine Frau gefunden hat, die ihn auch heiratet. Und das ist gar nicht so einfach, denn der Prinz ist schon viel in der Welt herumgekommen, doch die eine wahre Liebe hat er auf seinen Reisen nicht finden können. Das wiederum freut die Schwester des Königs (Iris Berben) umso mehr: So lange der Prinz nicht Thronfolger werden kann, ist sie es, die den Platz einnehmen kann. Und genau den will sie sich nicht nehmen lassen.
Iris Berben (Buddenbrooks, Rosa Roth) gibt die fiese Thronfolgerin, als hätte sie nie eine andere Rolle gespielt: Sie zickt, schreit, wütet und krakeelt. Michael Gwisdek spielt den liebenswert-trotteligen König, sein Sohn den gutherzigen Prinzen und Newcomerin Rike Kloster bezaubert als zunächst heiratsunwillige Prinzessin.
Die Prinzessin auf der Erbse, Samstag, 25. Dezember, 16.40 Uhr, Das Erste
Der Meisterdieb
Wer sagt schon «Nein», wenn es darum geht, großen Reichtum zu erlangen? Der Meisterdieb kommt durch Klugheit und List zu Reichtümern und entgeht auch noch der Todesstrafe, weil er dem Grafen in drei Aufgaben sein kriminelles Können beweist: Er stiehlt ungesehen ein Pferd aus dem Stall des Grafen und entwendet dessen Bettlaken. Er schafft es sogar, den Pfarrer und den Küster aus der Kirche zu locken, indem er verkündet, der Jüngste Tag sei gekommen und er bringe sie in einem Sack ins Himmelreich.
Das Erste zeigt eine Neufassung dieses weniger bekannten Märchens der Brüder Grimm am zweiten Weihnachtsfeiertag mit Max von Thun in der Titelrolle, Armin Rohde als Grafen Ann-Kathrin Kramer als dessen Ehefrau. Das Märchen ist aber nicht nur charmant besetzt, sondern kommt auch noch federleicht und witzig daher. Ein Schelm wird zum Helden. Das Motiv vom dreisten Meisterdieb taucht in vielen Kulturen auf und findet sich nicht nur bei den Grimms, sondern auch in Tausendundeine Nacht wieder.
Der Meisterdieb, Sonntag, 26. Dezember, 15.05 Uhr, Das Erste
Des Kaisers neue Kleider
Gleich im Anschluss gibt Matthias Brandt im Märchen Des Kaisers neue Kleider nach Hans Christian Andersen den Kaiser Friedrich, der viel Geld ausgibt für prächtige Roben, aber trotzdem behauptet, zu seinem bevorstehenden Geburtstag keine passende Kleidung zu haben. Alle seine Gewänder langweilen ihn und er sucht zu seinem Ehrentag etwas ganz Besonderes, koste es, was es wolle.
Dass seine Untertanen hungern müssen, stört ihn wenig, aber niemand traut sich, dem Kaiser zu widersprechen. Dann spricht der junge Jakob (Sergej Moya) beim Kaiser vor und gibt an, in der Lage zu sein, dem Kaiser ein edles Gewand zu schneidern. Dieses sei so einmalig, dass es für dumme und ihres Amtes unwürdige Menschen unsichtbar bliebe. Der Kaiser ist entzückt und Jakob bekommt den Auftrag. Als Jakob dem Kaiser endlich das neue Gewand präsentiert, fehlen nicht nur dem Kaiser die Worte, auch seine Untertanen sind überrascht.. Doch erst Kindermund tut am Ende die Wahrheit kund.
Matthias Brandt, der neue Kommissar im Münchner Polizeiruf 110, gibt den selbstverliebten Monarchen herrlich tuntig. Jeder Auftritt ist ein Genuss und so hat sich der Zuschauer am Ende der Parabel auf Eitelkeit und Buckelei vor Lachen geradezu gebogen.
Des Kaisers neue Kleider, Sonntag, 26. Dezember, 16.05 Uhr, Das Erste
car/roj/news.de